Arbeiten zum Aufbau des Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Delitzsch laufen auf Hochtouren

Gemeinsame Medieninformation des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung

Bund und Freistaat fördern Flächenerwerb auf dem Gelände der alten Zuckerfabrik mit Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen – Zweckverband entwickelt Chemistry Innovation Lab

Im Rahmen eines Bürgertreffs haben der Freistaat Sachsen, das Team des CTC, der Landkreis Nordsachsen und die Stadt Delitzsch vor Ort die nächsten konkreten Schritte vorgestellt, wie das Gelände der alten Zuckerfabrik in Delitzsch entwickelt werden soll.

Das CTC wird künftig hier seinen Hauptstandort haben und als Großforschungszentrum an neuen Technologien, Verfahren und Anwendungen arbeiten, die die Chemieindustrie grundlegend verändern werden – nachhaltiger, umweltfreundlicher und als Teil einer echten Kreislaufwirtschaft.

Die Chemieindustrie ist Schlüsselindustrie für zahlreiche andere Wirtschaftszweige. Doch sie verbraucht sehr viele fossile Rohstoffe und ist abhängig von fragilen Lieferketten. Damit sie weiterhin eine Zukunft in Deutschland hat, muss sie sich verändern.

Das CTC wird daran arbeiten und dafür werden jetzt die Voraussetzungen geschaffen. Der Freistaat Sachsen sowie ein vom Landkreis Nordsachsen und der Stadt Delitzsch gegründeter Zweckverband haben das Gelände der alten Zuckerfabrik gemeinsam gekauft. Der Freistaat Sachsen wird die von ihm erworbene Fläche dem CTC unentgeltlich zum Aufbau des Forschungszentrums zur Verfügung stellen. Die vom Zweckverband erworbenen Flächen sollen Standort für ein Chemistry Innovation Lab und für Gewerbeansiedlungen im unmittelbaren Umfeld des CTC werden.

Der Flächenerwerb durch den kommunalen Zweckverband wird als erster Projektteil mit Strukturstärkungsmitteln nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) mit rund 17 Millionen Euro von Bund und Freistaat gefördert. Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Förderbescheid durch Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow an den Zweckverband übergeben.

»Das ist die Voraussetzung dafür, dass aus der Forschungsvision Wirklichkeit werden kann«, sagte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. »Auf dem Areal wird ein Leuchtturm der Wissenschaft mit internationalen Top-Wissenschaftlern aufgebaut, der einerseits weltweite Sichtbarkeit und Attraktivität für das gesamte Wissenschaftsland Sachsen entwickeln wird. Andererseits werden durch den starken Fokus des CTC auf Innovations-, Technologie- und Wissens-Transfer im Rahmen direkter Partnerschaften mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und auch der Industrie Innovationen und damit Wertschöpfung hier in der Region entstehen.«

Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt ergänzt: »Das CTC ist ein herausragendes Vorhaben für die Strukturentwicklung hier im Mitteldeutschen Revier. Das, was hier dank der Förderung aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen entsteht, ist der beste Beweis für den behutsamen Wandel von einer traditionellen Industrie hin zu einer zukunftsorientierten Wirtschaft. Jetzt gilt es, das Potenzial des Großforschungszentrums für die gesamte Region auszuschöpfen. Deshalb investieren wir Strukturwandelmittel auch in ein innovatives Umfeld des CTC, damit für Unternehmen, angrenzende Forschungsbereiche und Start-Ups in unmittelbarer Nähe zum Forschungszentrum sowohl Flächen verfügbar sind als auch Räumlichkeiten in Gestalt des Chemistry Innovation Lab bereitstehen. Das ist Strukturentwicklung – die Schaffung von Arbeitsplätzen und neuer Wertschöpfung.«

Das CTC-Team um Prof. Peter Seeberger hat die Arbeit aufgenommen und bereitet die ersten konkreten wissenschaftlichen Projekte vor. Dafür nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem Räumlichkeiten des Landratsamtes in Delitzsch. »Viele Dinge laufen derzeit parallel«, so Prof. Seeberger. »Wir sind in den letzten Monaten kräftig gewachsen und beschäftigen aktuell 33 Mitarbeitende. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schärfen die zu beforschenden Themengebiete, bauen ihr Netzwerk aus und arbeiten an ersten Forschungsprojekten. Aber damit wir wirklich durchstarten können, müssen wir als Institution eigenständig werden. Dafür brauchen wir die Unterstützung von Bund und Ländern. Und wir benötigen dringend Labore für die chemische Forschung. Deshalb freuen wir uns sehr, dass es auf dem Gelände der Zuckerfabrik vorangeht.«

Um die wissenschaftliche Arbeit vor Ort zu unterstützen, bereitet der kommunale Zweckverband derzeit den Aufbau des Chemistry Innovation Lab vor. Dieses wird auf einer Teilfläche des Zuckerfabrik-Geländes realisiert. Landrat Kai Emanuel sagte dazu: »Damit der technologische Transfer von der Grundlagenforschung des CTC zur praktischen Anwendung in der Wirtschaft gelingt, wird das Chemistry Innovation Lab die Ansiedlung von Ausgründungen und Start-ups in unmittelbarer Nähe ermöglichen. Erster Nutzer des Neubaus wird zunächst das CTC selbst sein, bis es in seine eigentlichen Gebäude einziehen kann.«

Für die Stadt Delitzsch ist die geplante neue Nutzung des Areals der alten Zuckerfabrik mehr als eine normales Stadtentwicklungsprojekt. Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde sagte »Wir erleben hier die Umgestaltung einer Industriebrache, mit der sich in der einheimischen Bevölkerung viele Emotionen verbinden. Generationen von Menschen haben in der Zuckerfabrik gearbeitet, seit vielen Jahren schauen wir aber auch schon auf die riesigen Überreste der alten Anlagen. Insofern ist dieser Neuanfang verknüpft mit Hoffnungen auf eine moderne Zukunft für Delitzsch und die gesamte Region!«

Seit einigen Wochen laufen auf dem Areal bereits Entsorgungs- und Beräumungsarbeiten. Sämtliche Altlasten, die noch aus der Nutzung des Industriekomplexes als Biomassekraftwerk stammen, werden aktuell beseitigt. Parallel werden die Nutzungskonzepte für die einzelnen Flächen weiter konkretisiert und die sogenannten Planverfahren vorbereitet.

Hintergrund

Am 29. September 2022 haben die Bundesregierung, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt die Gewinner des Ideenwettbewerbs »Wissen schafft Perspektiven für die Region!« zur Gründung von zwei Großforschungszentren im Lausitzer Revier und im Mitteldeutschen Revier bekanntgegeben. Gewinner für das Mitteldeutsche Braunkohlerevier ist das »Center for the Transformation of Chemistry«. Bis zum Jahr 2038 wird der Bund dieses Großforschungszentrum mit 1,1 Milliarden Euro fördern. Ziel des, von Prof. Seeberger initiierten, CTC ist es, die bisher lineare Chemieindustrie in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu transformieren.

Für den Ankauf von Gewerbeflächen, die Erschließung von Grundstücksflächen und die Förderung von Ansiedlungen haben die Stadt Delitzsch und der Landkreis Nordsachsen den Zweckverband »Großforschungszentrum CTC – Center for the Transformation of Chemistry« (ZV CTC) gegründet. Für das Projektvorhaben »Gewerbegebiet am CTC - Flächenerwerb, Erschließung und Errichtung des Chemistry lnnovation Lab« erhält der ZV CTC voraussichtlich Zuwendungen von insgesamt rund 94,5 Millionen Euro aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen und dem sächsischen Landeshaushalt. Dieses Strukturwandelprojekt ergänzt das Gesamtvorhaben CTC. Der heutige Zuwendungsbescheid über 16,9 Millionen Euro ist für Teilprojekt 1 vorgesehen – den Grunderwerb, wobei 15,6 Millionen Euro auf den Bund entfallen.