Erdrutschsieg: Henrik Simon wird neuer Oberbürgermeister in Torgau

Torgauer Zeitung

Spannende Stichwahl ist entschieden: Henrik Simon erreicht 55,8 Prozent und siegt mit 922 Stimmen Vorsprung – Wahlbeteiligung lag bei knapp 50 Prozent

Torgau. Erdrutschsieg für Henrik Simon bei der Stichwahl in Torgau: Mit 922 Stimmen Vorsprung und 55,8 Prozent eroberte der parteilose Herausforderer von Amtsinhaberin Romina Barth den Chefsessel im Rathaus. Der 51-jährige Unternehmensberater wurde am Wahlabend von seinen Unterstützern begeistert gefeiert. Simon selbst war von seinem Erfolg überrascht: „Ich hätte gedacht, dass es eng wird. Mit so einem hohen Vorsprung habe ich aber nicht gerechnet“, sagte der Gewinner nach der Wahl im Gespräch mit der TZ.

Zu verdanken hatte Simon seinen Sieg nicht zuletzt seinem Widersacher Michael Bagusat-Sehrt (Linke), der auch von SPD und Grünen getragen wurde. Nach dessen Verzicht auf eine erneute Kandidatur hatte das Bündnis zur Wahl von Simon aufgerufen.

„Das ist einfach nur genial“, freute sich Bagusat-Sehrt während der Simon-Wahlparty im Kreiskulturhaus. „Ab jetzt wird mir der Stadtrat wieder Spaß machen.“ Auch er hätte nicht erwartet, dass Simons Wahlsieg so eindeutig ausfällt.

Auf Simon entfielen 4434 Stimmen (55,8 Prozent), auf Barth 3512 Stimmen (44,2 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 50 Prozent und damit rund 5 Prozent höher als bei der ersten Wahl am 3. Juli.

Das Ergebnis wurde mit Spannung erwartet. Bis zuletzt gaben die beiden Bewerber im Wahlkampf alles, um die entscheidenden Prozente für sich zu gewinnen – sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt. Ob Plakate, Flyer, Luftballons, Stände, Feste, Wahlstände und kostenlose Attraktionen oder in den sozialen Medien via Youtube, Facebook, Instagram & Co: Die Kandidaten waren omnipräsent und versuchten, neben ihren Stammwähler auch die vielen Nicht-Wähler an die Urnen zu locken.

Während der Wahlkampf an der Oberfläche fair blieb, arteten die Scharmützel in den sozialen Medien – vor allem auf Facebook – in den letzten Wochen aus. Attacken unter die Gürtellinie sorgten für Empörung, online wie offline. Der neue Oberbürgermeister wird es nicht leicht haben, die dadurch entstandenen Gräben wieder zu kitten.

Die 39-jährige Romina Barth (CDU) wurde vor sieben Jahren zur Oberbürgermeisterin Torgaus gewählt und war damit die jüngste Oberbürgermeisterin im Freistaat Sachsen. Für ein Statement zum Wahlausgang war sie gestern nicht zu erreichen.

Der 51-jährige gebürtige Torgauer Henrik Simon ist politisch ein Newcomer, aber in der Stadt als langjähriger Unternehmensberater bestens bekannt und vernetzt. Seit 2018 leitete er im Landratsamt das Projekt „Zukunftsstrategie 2030/E-Government“. Beruflich ist er weit gekommen: Nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Glastechnik mit Abitur folgten eine Lehre zum Bankkaufmann, eine mehrjährige Arbeit im Bankensektor, zuletzt in führenden Positionen, danach viele Jahre als selbstständiger Unternehmensberater. Nebenbei erwarb Simon mehrere Studienabschlüsse an der Bankakademie Frankfurt sowie an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Simon ist verheiratet und Vater zweier Kinder (22 und 14 Jahre alt).

Im ersten Wahlgang hatte Simon auf Anhieb 43,6 Prozent geschafft, während Amtsinhaberin Romina Barth mit 47,2 Prozent die absolute Mehrheit verfehlte. Michael Bagusat-Sehrt (Linke) hatte nur 9,2 erzielt. Die Wahlbeteiligung lang bei 45,4 Prozent.