Forschungszentrum Delitzsch: Wie laut wird’s und wie stark wird der Verkehr? 36 Stellungnahmen sind zum Bebauungsplan eingegangen. Festgezurrt wird der Plan erst 2025
Das Großforschungszentrum CTC in Delitzsch nimmt immer konkretere Formen an – wenn auch zunächst auf dem Papier. Auf über 100 Seiten ist im Bebauungsplan (B-Plan) festgelegt, was auf dem Gelände gebaut werden darf, wie hoch die Gebäude maximal sein dürfen und was mit den alten passiert. Der Entwurf dazu lag in den vergangenen Wochen öffentlich zur Beteiligung aus – fast 40 Stellungnahmen gingen zum CTC-Plan ein.
CTC ist die Abkürzung für „Center for the Transformation of Chemistry“ (zu Deutsch: Zentrum zur Transformation der Chemie). Das Großforschungszentrum wird bis 2038 mit mehr als 1,1 Milliarden Euro vom Bund gefördert. Ziel des Forschungszentrums ist es, die Chemie von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, um unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden.
Das Interesse am B-Plan dafür blieb verhalten: Es sind genau 36 Stellungnahmen zu dem Entwurf eingegangen. Obwohl auch Privatleute beziehungsweise privat engagierte Umwelt-Aktivisten sich in solchen Verfahren mit Stellungnahmen beteiligen dürfen, kommen diese knapp 40 Stellungnahmen ausschließlich von Behörden und Trägern öffentlicher Belange, heißt es vom CTC-Team.
Aber: Im Wesentlichen beziehen sich die Inhalte durchaus auf umweltrelevante Aussagen, heißt es aus dem Bauamt der Stadtverwaltung Delitzsch, über die das Verfahren läuft. Es geht in den Hinweisen um den Bodenschutz allgemein, um Anmerkungen zu Immissionsbelastungen oder das Thema, wie wichtig das Beseitigen der Altlasten auf dem Gelände ist.
Bei diversen Ablagerungen und Altlasten aus der Zeit, als das Gelände als Biomassekraftwerk genutzt wurde, gibt es in der Delitzscher Bevölkerung seit Jahren die Befürchtung, dass es sich um gesundheitsschädlichen Abfall handeln könnte. Die Altlasten und der Schlackeberg werden bereits seit diesem Sommer entfernt.
Weitere Inhalte der nun eingegangenen 36 Stellungnahmen sind unter anderem die sogenannte Geräuschkontingentierung, also zum Bereich Schallschutz oder auch Hinweise zur Nachweisführung über die Niederschlagsbeseitigung sowie Ausgleichsmaßnahmen. Auch Stellungnahmen zum Mobilitätsverhalten soll es gegeben haben. Es werden immerhin unter anderem auch zwei neue Straßen gebaut, die den Campus erschließen und es werden Hunderte Menschen auf dem Gelände arbeiten.
Details zu den Stellungnahmen beziehungsweise deren Inhalten liegen der LVZ aktuell nicht vor. Derzeit erfolgt die Auswertung der eingegangenen Stellungnahmen. Damit verbunden ist die Überarbeitung des Vorentwurfs zum B-Plan. Auch die Fachgutachten werden in den neuen Entwurf eingearbeitet. Umso konkreter und detaillierter wird der Bebauungsplan damit.
Ziel ist es, im Dezember einen neuen Entwurf des B-Plans für die erneute Offenlage und Trägerbeteiligung zunächst in den Stadtrat Delitzsch einzubringen. Danach soll der überarbeitete Entwurf wieder auf der Homepage der Stadt www.delitzsch.de/bauleitplanung und auf dem Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen eingestellt werden. Einsicht dieser Pläne ist auch im Bauamt möglich. Ein genauer Termin dafür wird rechtzeitig im Vorfeld bekannt gegeben. Es können dann wieder Stellungnahmen eingereicht werden. Wieder könnten nicht nur Behörden und Verbände beziehungsweise Trägern öffentlicher Belange sich äußern, sondern auch Bürgerinnen und Bürger.
Das nächste Ziel wäre dann den Satzungsbeschluss des B-Plans im Juni 2025 zu fassen. Nach einer Genehmigung wäre danach der B-Plan rechtskräftig. Ein B-Plan allerdings ist noch keine Visualisierung und auch kein Architektur-Entwurf. Der B-Plan steckt für diese den Rahmen ab. So sieht der Entwurf zum Beispiel eine maximale Geschosshöhe von 28,5 Meter vor, zudem wird mit viel Grün wie unter anderem durch Dachbegrünung und auch dem Erhalt manch alter Gebäude geplant.
Im laufenden Verfahren geht es vor allem um die knapp 22 Hektar im nördlichen Bereich des einstigen Zuckerfabrik-Areals. Das ist konkret der Bereich, auf dem das Forschungszentrum CTC angesiedelt werden soll. Der gesamte Bebauungsplan ist in zwei Teilbereiche Nord und Süd unterteilt, welche in zwei unterschiedlichen Bebauungsplanverfahren betrachtet werden. Jetzt geht es weiter um den Norden, der Süd-Bereich folgt später. Voraussichtlich ab 2026 könnte das CTC gebaut werden.
Der nördliche Bereich wird laut dem vorliegenden B-Plan-Vorentwurf ein Sondergebiet Forschung. Es kann dort ein Campus mit Forschungszentrum, aber auch Wohnquartieren und weiteren zugehörigen Nutzungen sowie Einrichtungen entstehen. Geplant ist auf dem Gebiet zum einen der CTC-Campus mit rund 700 Beschäftigten und zum anderen ein Boarding-House mit circa 100 Zimmern. Es könnten sich zudem Unternehmen ansiedeln.