Helios-Klinik in Schkeuditz schließt am Mittwoch – Patienten werden verlegt
Das Krankenhaus meldet seine stationäre Versorgung ab. Zuletzt waren nur noch zwölf Betten belegt. Seit Jahren sinken die Patientenzahlen. Die gut 200 Mitarbeitenden sollen an andere Standorte wechseln.
Schkeuditz. Aus für den Krankenhausstandort Schkeuditz: Die Helios-Klinik meldet am Mittwoch ihre Stationen von der Versorgung ab. Das teilte Geschäftsführer Matthias Hirsekorn nach einer Mitarbeiterversammlung am Montag mit. Die aktuell noch zwölf Patienten werden entlassen oder verlegt, geplante Operationen an das Park-Klinikum oder das Herzzentrum vermittelt. Man wolle das Haus bis Mittwoch leer ziehen und keine neuen Patienten aufnehmen, sagte Hirsekorn. Im Anschluss würden alle Bereiche einschließlich der Notaufnahme von der Versorgung abgemeldet. Es habe zahlreiche Gespräche gegeben, um den Standort zu erhalten, so Hirsekorn. Das sei aber nicht gelungen.
Insgesamt sind in Schkeuditz rund 200 Mitarbeitende beschäftigt. Für alle Pflegekräfte soll es Übernahmeangebote an Helios-Standorten in der Region geben. Infrage kommen dabei das Herzzentrum oder das Park-Klinikum in Leipzig sowie die Kliniken in Leisnig (Landkreis Mittelsachsen) oder Köthen (Landkreis Bitterfeld/Sachsen-Anhalt). Auch die meisten ärztlichen Mitarbeitenden könnten an diesen Standorten weiterarbeiten oder an weiter entfernte Häuser wechseln. Zuletzt hatte es massive Probleme gegeben, die Versorgung abzusichern; Ärzte aus Park-Klinikum und Herzzentrum mussten täglich aushelfen. Die Innere Medizin wurde als Fachbereich schon vor zwei Monaten abgemeldet, in der Chirurgie konnte der Betrieb ebenfalls nur mit viel Aufwand aufrechterhalten werden.
So sei ein Entschluss gereift, der sich auch durch die Entwicklung der vergangenen Jahre abgezeichnet hatte, erklärte Hirsekorn. Die Zahl der stationären Patienten ist von 8200 im Jahr 2015, über 5000 im Jahr 2021 auf 3500 im vergangenen Jahr gesunken und hat sich damit mehr als halbiert. In den vergangenen Wochen sei das komplette Haus meist nur noch mit rund einem Dutzend Patienten belegt gewesen, so Geschäftsführer Julian Zimmer. „Die Patienten haben sich schon an andere Einrichtungen gewandt“, sagte Hirsekorn. Der Rückgang der Fallzahlen sei auch mit Blick auf die Behandlungsqualität relevant. „Das Haus hat sich komplett in die falsche Richtung entwickelt und nach Corona nicht wieder erholt“, erklärte Hirsekorn. Er sei sich bewusst, dass manche ihm diese Entwicklung anlasten würden. Der Chef verwies jedoch auf die Lage an deutschen Kliniken. Ein Drittel aller Betten sei unbelegt. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Kritik am Umgang mit Mitarbeitenden in Schkeuditz.
Erst recht mit Blick auf Anforderungen der Krankenhausreform schwanden die Zukunftsaussichten. Denn: Wer künftig ein Fachgebiet anbieten will, muss hohe Fallzahlen und genügend qualifiziertes Personal vorweisen. Hirsekorn: „Durch die geografische Lage im Leipziger Speckgürtel im Zusammenhang mit der Reform ist der Schritt leider unvermeidbar.“ Völlig überraschend kommt die Nachricht nicht – wenngleich viele auf den Erhalt eines ambulanten Angebotes gehofft hatten. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen habe aber signalisiert, dass es in Schkeuditz keinen Versorgungsengpass gebe, so Hirsekorn. Deshalb kann es am Standort auch kein Medizinisches Versorgungszentrum geben.
„Die Mitarbeiter haben in den letzten Wochen und Monaten signalisiert, dass es mit diesem Zustand kein attraktives Arbeitsumfeld mehr gab“, sagte Hirsekorn. Mit dem Betriebsrat soll ein Sozialplan verhandelt werden, Kündigungen seien im Zuge der Schließung durch alternative Angebote nicht erforderlich.
In Schkeuditz selbst ist die Enttäuschung über das Klinik-Aus entsprechend groß. Oberbürgermeister Rayk Bergner (CDU) sagte, er sei „auch ein Stück weit wütend.“