Infrastruktur, Kommunen und Ehrenamt stärken
Michael Bagusat-Sehrt von Die Linke tritt bei der Landtagswahl in der Region Torgau-Oschatz an
Torgau/Dommitzsch. Michael Bagusat-Sehrt kandidiert für Die Linke zur Landtagswahl in Sachsen am 1. September. Der 49-Jährige tritt im Wahlkreis 35 in Nordsachsen an, der die meisten Städte und Gemeinden im Altkreis Torgau-Oschatz umfasst.
Völlig verstaubt und verschwitzt ist Bagusat-Sehrt im Mehrgenerationenhaus in Dommitzsch anzutreffen. Dieses ist am 5. August wiedereröffnet worden. Und der Torgauer ist dessen neuer Koordinator. Daher zählt er das Gebäude zu seinen Lieblingsorten, neben dem Zuhause bei seiner Familie. Denn diese steht bei ihm immer an erster Stelle.
„Es ist eine anspruchsvolle und lebensbereichernde Arbeit“, erzählt Bagusat-Sehrt. „Hier im Mehrgenerationenhaus kann ich meinen Ideenwahn ausleben.“ Zudem fühlt er sich in der Kommunalpolitik genauso wohl wie in seinem Kleingarten.
„Seit 33 Jahren mache ich nur Tätigkeiten, die mir auch Spaß machen. Da gehört die Wahl meines Berufes genauso dazu wie die Kandidatur für ein Landtagsmandat.“
An Nordsachsen mag er besonders die unterschiedlichen Regionen und die Menschen dazu. „Jeder ist anders. Wir versuchen, Mauern in den Köpfen einzureißen, die es leider immer noch gibt“, sagt er.
Ihm ist wichtig, mit jedem Interessenten die verschiedenen Aufgaben und Problemstellungen anzusprechen. „So eine Kandidatur ist eine große Möglichkeit, eine Meinung zu Themen rüberzubringen und zu begründen. Ich komme gerne ins Gespräch, aber in einer kultivierten Art und Weise“, betont der 49-Jährige und ergänzt: „Man bekommt die Möglichkeit, mit Menschen ordentlich zu diskutieren.“
Und dieses Motto hat er seit 1999, als er mit der Kommunalpolitik anfing. „Die Frustration der Menschen ist völlig verständlich. Es ändert sich seit Jahren nichts. Die Bürokratie wird immer schlimmer, die Vorschriften nehmen zu. Ich bin für mehr direkte Demokratie“, sagt der Torgauer. Für ihn ist dies bereits die vierte Kandidatur.
Die größten Herausforderungen für die Region sieht er in der Wirtschaft, der Bildung und der Kultur. „Wirtschaftsförderung muss ganz neu definiert werden, weil das, was in den letzten Jahren gemacht wurde, nicht geholfen hat. Für mich beginnt dies bei den kleinsten Handwerkern und Einzelunternehmen. Diese müssen gefördert werden!“, fordert er.
„Hinzu kommt das Ärzteproblem. Dann sind wir bei der Infrastruktur: Kitas, Hort, Schulen. Warum ist die Versorgung auf dem flachen Land teurer als in der Großstadt? Wir müssen darauf reagieren“, so Bagusat-Sehrt. „Auch landwirtschaftliche Betriebe brauchen Unterstützung. Wir brauchen Angebote für den ÖPNV – die Leute brauchen Möglichkeiten für öffentliche Verkehrsmittel. Hier ist das Land in der Pflicht.“
Zahlreiche Punkte stehen auf seiner Agenda. Doch was sind die drei wichtigsten politischen Ziele des Torgauers? Das seien erstens Kommunen stärken, zweitens Ehrenamt stärken und drittens die Infrastruktur. „Bezahlbare Infrastruktur“, betont er und ergänzt: „Abwasserleitung, Strom – das muss bezahlbar sein!“
Und weiter: „Kindergärten, Hort, Schulen – es kann nicht sein, dass die Kinder einen Zwölf-Stunden-Tag haben, nur weil sie viele Stunden im Bus sitzen, für den die Eltern dann auch noch bezahlen müssen, damit der Nachwuchs Bildung bekommt. Warum ist die Mittagsversorgung so teuer? Warum sind die Kommunen von Töpfen abhängig und können das Geld nicht gerecht verteilen?“ Diese Punkte will er aktiv angehen.
Beim Ehrenamt spricht Michael Bagusat-Sehrt von der vierten Säule der Gesellschaft. „Es wird so viel auf das Ehrenamt abgewälzt. Doch wie soll man ein Ehrenamt ausüben, wenn man es selbst finanzieren muss?“ Gebraucht werde eine Struktur, in der das Ehrenamt eine Unterstützung bekommt, um die beim aktiven Engagement entstandenen Kosten aufzufangen. „Oft sind es Pflichtaufgaben, die vom Ehrenamt erfüllt werden. Und dann muss um jeden Cent gebettelt werden.“
Hier spricht er von allen Ehrenämtern, ob nun Rettung, Sport, Kultur – der Breite des freiwilligen Einsatzes in der Freizeit. Seine Vorstellung: Einführung einer Ehrenamt-Rente, gesellschaftliche Anerkennung und Kostenneutralität.
Was er von den anderen Mitbewerbern halte? „Ich freue mich auf wunderbare Diskussionen, Fachgespräche und Auseinandersetzungen.“
Michael Bagusat-Sehrt ist verheiratet und hat drei Kinder. Er koordiniert das Mehrgenerationenhaus in Dommitzsch. Zuvor war er Regionalmitarbeiter der Fraktion Die Linke im Bundestag. In seiner Freizeit engagiert er sich im Katastrophenschutz und in der Kommunalpolitik. Er liebt gemeinsame Momente mit seiner Familie.