Kampf um die S-Bahn-Linie 4: Pendler können erst mal aufatmen

Torgauer Zeitung

Ein längst beschlossenes Übergangsjahr verschafft Luft: Bis 13. Dezember 2026 rollt die S-Bahn weiter bis Falkenberg/Elster

Nach wie vor ist die Zukunft der S-Bahn-Linie 4 offen. Fährt sie auch über das Jahr 2026 hinaus noch von Torgau bis Beilrode und Falkenberg/Elster? Oder ist dann in der nordsächsischen Kreisstadt Schluss? Aus finanziellen Gründen hatte der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) die Kürzung beschlossen.

Die Bürgermeister von Torgau, Beilrode, Arzberg, Falkenberg/Elster, Herzberg und der Verbandsgemeinde Bad Liebenwerda, die gegen die Kürzungspläne protestieren, waren bislang davon ausgegangen, dass die Umstellung schon ab Dezember 2025 in Kraft tritt. Mit dem Beschluss der neuen Fahrpläne bis Dezember 2026 herrscht nun großes Aufatmen. Die S-Bahnlinie 4 bleibt bis dahin in der jetzigen Form bestehen. Sie rollt also weiter von Markkleeberg/Gaschwitz über Torgau und Beilrode bis Falkenberg/Elster.

„Das gibt uns etwas Luft, um für den dauerhaften Erhalt zu kämpfen“, so sehen es Holger Reinboth (parteilos), René Vetter (parteilos) und Henrik Simon (ABDT), Bürgermeister von Arzberg, Beilrode und Torgau. Hintergrund ist ein sogenanntes Übergangsjahr, auf das sich die Verbandsräte des ZVNL schon nach der Corona-Pandemie im Jahr 2022 verständigt hatten.

Das Inkrafttreten des neuen Verkehrsvertrages für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz wird um ein Jahr auf den 13. Dezember 2026 verschoben.

„Damit war eigentlich klar, dass sich auch am bisherigen Streckennetz bis 13. Dezember 2026 zunächst grundsätzlich nichts ändert“, sagt Thomas Seidler, Pressesprecher des Landratsamtes. Nordsachsens Landrat Kai Emanuel (parteilos) ist Verbandsvorsitzender des ZVNL und inzwischen vorsichtig optimistisch, dass die dauerhafte Finanzierung vielleicht doch gelingen kann.

Die Bürgermeister Reinboth, Vetter und Simon haben jedenfalls neue Hoffnung geschöpft. Anlass bietet das vom Bund beschlossene Sondervermögen, das auch für Infrastruktur in Deutschland eingesetzt werden soll, sowie Signale aus Dresden, namentlich von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Der hatte beim Neujahrsempfang in Taucha im Gespräch mit Reinboth positive Andeutungen gemacht.

Reinboth schrieb im Februar noch einmal an die Staatskanzlei, um auf die S-4-Problematik aufmerksam zu machen. Es sei nicht im Interesse des Freistaates Sachsen, wenn Angebote im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) reduziert werden müssen, lautete die Antwort.

Um die finanziellen Rahmenbedingungen für die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs zu verbessern, setze sich der Freistaat deshalb auch weiterhin für eine Aufstockung der Regionalisierungsmittel ein. In der aktuell stattgefundenen Verkehrsministerkonferenz hätten sich die Länder mit entsprechenden Forderungen erneut an den Bund gewandt, hieß es weiterhin in dem Schreiben.

Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig hat für das S-Bahnnetz nur ein begrenztes Budget. Die dafür verfügbaren finanziellen Mittel bestehen ausschließlich aus den Regionalisierungsmitteln, die der Freistaat Sachsen an den ZVNL weitergibt, sowie den Erlösen aus Fahrgeldeinnahmen. Probleme bereiten aber die stark gestiegenen Kosten zum Beispiel für Personal und Energie.

Deshalb mussten beim neuen S-Bahn-Vertrag Leistungen gekürzt werden. Der MDSB2025plus-Verkehrsvertrag, der auch die Linie S 4 von und nach Torgau umfasst, hat eine Laufzeit von zwölf Jahren und gilt somit von Dezember 2026 bis Dezember 2038. Grundsätzlich bestehe aber die Möglichkeit einer Nachbestellung, sofern eine nachhaltige Finanzierung gegeben ist, hatte Kai Emanuel mehrfach betont.

Reinboth hob hervor, dass die Leipziger Verbandsräte und Verbandschef Emanuel bei den Protesten der Bürgermeister nicht als Gegner, sondern als Partner gesehen werden. „Auch unser Landrat hat großes Interesse, dass die S-Bahn weiter durch Beilrode bis nach Falkenberg/Elster rollt. Knackpunkt sind die Gelder des Bundes, die der Freistaat Sachsen an den ZVNL weiterreicht“, fasst Reinboth zusammen.

Die sechs Bürgermeister wollen weiter aktiv bleiben. Eine Unterschriftensammlung beziehungsweise Onlinepetition läuft bis Mai 2025. Bislang gibt es mehr als 5000 Unterzeichner. Auch Flyer werben für den Erhalt der S-Bahn-Strecke. Hervorzuheben sei die Zusammenarbeit mit den Brandenburger Kollegen. Bei ihnen besteht ein besonderes Interesse, dass die Anbindung nach Leipzig erhalten wird.

Nicht nur, weil gerade der Ausbau des Bahnhofes in Falkenberg läuft, sondern auch weil gerade Taktungen in die Hauptstadt Berlin auf der Schiene enger gefasst wurden. Da braucht es die S 4 als Zubringer. Brandenburg hat inzwischen angekündigt, sich an der Finanzierung der S-Bahn bis zur Landesgrenze beteiligen zu wollen.