Karawanskij wird Präsidentin der Volkssolidarität

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Thüringer Staatssekretärin kandidiert für Spitzenposten bei ostdeutschem Wohlfahrtsverband.

Leipzig. Die Spitze der Volkssolidarität (VS) wird jünger und weiblicher: Nach LVZ-Informationen wird der größte ostdeutsche Wohlfahrtsverband (knapp 135 000 Mitglieder) künftig von Susanna Karawanskij (40) repräsentiert.

Demnach wird die bundesweit bekannte Leipziger Linken-Politikerin am 16. Oktober auf dem Kongress der VS in der Messestadt als Präsidentin kandidieren und tritt damit die Nachfolge von Präsident Wolfram Friedersdorff an. Der 70-Jährige führte den Verband seit 2014.

Die Wahl von Karawanskij als höchste Vertreterin der VS gilt als sicher. „Mit ihr haben wir eine außerordentlich geeignete Kandidatin für das Amt der Präsidentin gefunden“, sagte Geschäftsführer Alexander Lohse. Persönlichkeit, Weltanschauung und eine beeindruckende politische Karriere seien hervorragende Voraussetzungen, um diese Position auszufüllen, so Lohse. Er freue sich, dass der Generationswechsel damit geschafft werden könne. „Die Volkssolidarität steht aufgrund der geleisteten Arbeit des bisherigen Präsidenten auf zukunftssicheren Füßen.“

Der Vorschlag für Karawanskij kam vom Landesverband Thüringen. „Wir müssen diejenigen im Blick haben, die nicht dem wirtschaftlichen Leistungsprinzip entsprechen, die keine Lobby haben und unserer gemeinschaftlichen Solidarität bedürfen“, schreibt die Linken-Politikerin als Begründung für ihre Kandidatur. Sie wolle die Volkssolidarität auch für die nächsten Generationen als stabilen Partner für soziale Gerechtigkeit aufstellen. Der 1945 in Dresden gegründete Wohlfahrtsverband betreibt mit seinen 19 387 Beschäftigten in Ostdeutschland 151 Sozialstationen, 73 Pflegeheime, 395 Kitas mit 9032 Plätzen und 202 Wohnanlagen für Senioren (Stand 2019).

Für die Kulturwissenschaftlerin ist der Ehrenposten ein weiterer Schritt auf einer steilen politischen Karriere-Leiter. Nach vier Jahren im Bundestag (2013–2017) wurde Karawanskij 2018 Familienministerin in der SPD-Linke-Regierung von Brandenburg. Mit dem Wechsel zu Rot-Schwarz-Grün nach der Landtagswahl schied sie im November 2019 aus und wurde als Staatssekretärin nach Thüringen ins Infrastruktur-Ministerium von Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) berufen. Zudem war Karawanskij jahrelang Chefin des Kreisverbandes Nordsachsen der Linken.

Auch privat setzt die Mutter einer Tochter auf die gleiche politische Farbenlehre. Ihr Ehemann ist Stefan Hartmann (52), Chef der sächsischen Linken und langjähriger Berater von Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch. Hartmann wiederum zieht es offenbar nach Berlin. Er bewirbt sich um ein Bundestagsmandat.