Nichts los auf dem Dorf? Neue Ideen gefragt! Beratungsagentur führt Dorfwerkstätten durch – auch in 15 Orten in Nordsachsen

Torgauer Zeitung

Nordsachsen. „Der ländliche Raum ist alles andere als ‚verschlafen‘!“, betont Natasha Allner. Sätze wie „Nischt los im Dorf“ kann sie zwar verstehen, möchte jedoch das Gegenteil beweisen. Im Auftrag des Sächsischen Ministeriums für Regionalentwicklung führte die Beratungsagentur Maikirschen & Marketing Oschatz in diesem und den vergangenen zwei Jahren in mehr als 80 sächsischen Dörfern Dorfwerkstätten durch. Darunter auch in 15 Orten aus Nordsachsen.

Dass es sich lohnt, für sein Dorf zu kämpfen, zeigt der erfolgreiche Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Hier waren auch Merkwitz und Sornzig mit im Rennen. Eine Dorfwerkstatt fand in Lonnewitz statt. Doch was passiert bei einem Workshop genau? „Ob Projektentwicklung, Zukunftswerkstatt, Planung einer Veranstaltung bis hin zur Dorfzeitung oder der Aktivierung und Beteiligung neuer Dorfbewohner an der Ortsentwicklung, die Themen, die die Beteiligten in der Dorfwerkstatt aufgreifen, dürfen vielfältig und einzigartig sein, so wie es jeder Ort auch ist.“

Ein paar spannende Berichte, wie so etwas funktionieren kann, hat Natasha Allner aus anderen Orten Sachsens. So befindet sich zum Beispiel das alte Budenhaus in Lorenzkirch. „Dort gab es einen Jahrmarkt mit einer 1000-jährigen Geschichte. Das Gebäude wurde unter anderem genutzt, um die Marktbuden einzulagern. Es ist eine spannende Geschichte und ein historischer Ortskern. So war ganz schnell klar, dass hier ein Nutzungskonzept für das Budenhaus erarbeitet werden sollte“, berichtet die Workshopmoderatorin. „In einem anderen Ort bei Döbeln musste sich aufgrund von Corona eine freiwillige Feuerwehr auflösen. Doch es war noch nicht lange her, da wurde das Feuerwehrgerätehaus neu gebaut. Da war klar: Hier musste was passieren, um das Gebäude zu erhalten. Künftig sollen hier Sportgruppen, Jugendgruppen und vielleicht sogar ein Feuerwehrmuseum integriert werden.“

Die Workshops sind für die Teilnehmer kostenfrei. „Wir wollen Impulse setzen, Hilfe zur Selbsthilfe bieten und gemeinsam überlegen: Wie kann das weiter gehen?“ Auch Sornzig hat beide Workshops in Anspruch genommen. Hier äußerte sich die Jury mit den Worten: „Das ist ein Dorf, welches man gesehen haben muss!“ Dem stimmt auch Natasha Allner zu. „Das Klosterambiente, die Geschichte und Wiege des Obstlandes. Ganz Sornzig ist ein bisschen so wie das Auenland bei den Hobbits.“

Was sind die Voraussetzungen, um einen oder zwei Workshops in Anspruch zu nehmen? Es dürfen nicht mehr als 3000 Einwohner in dem Dorf leben und es dürfen sich keine Stadtteile bewerben, sondern nur ausgewiesene Ortsteile. Wichtig sei, dass bei den Workshops ein Querschnitt der Bevölkerung dabei sein sollte. Das Ausgangsmotto „Unser Dorf hat Zukunft“ funktioniere nur, wenn alle Interessen im Dorf gelebt werden.

„In den Dorfwerkstätten kamen Menschen aus verschiedenen Vereinen und Interessengruppen, Menschen unterschiedlichen Alters und Privatpersonen zusammen, um über die Zukunft ihres Ortes zu sprechen und Initiativen zur Ortsentwicklung in Gang zu setzen. Ob Beteiligung am Wettbewerb ,Unser Dorf hat Zukunft’, die Vorbereitung von Ortsentwicklungskonzepten oder Projekten, die für den Ort entwickelt wurden – das Engagement ist riesig.“

Für viele Orte sei es schwierig, nach zwei Jahren Pandemie das gesellschaftliche Leben wieder in Gang zu bringen. „Das Angebot der Dorfwerkstatt kann hier Impulse geben und für einen Anschub sorgen. Wer Projekte oder den Dorfkern entwickeln, das gemeinschaftliche Leben im Ort nach der Pandemie ankurbeln möchte oder grundsätzlich Lust hat, im eigenen Dorf Aktivitäten anzuschieben, für den sind diese Arbeitstreffen der ,Turbotreiber‘ der Orts- und Gemeinschaftsentwicklung. Die Dorfwerkstatt-Sommertour ist gestartet und bringt bis zum Herbst auf Anfrage zwei kostenfreie Workshops in sächsische Orte, die dieses Angebot gern nutzen möchten“, so Natasha Allner.

Aktuell sind noch „Dorfwerkstatt-Restplätze“ verfügbar. Informationen zu den Dorfwerkstätten finden sich unter https://www.laendlicher-raum.sachsen.de/unser-dorf-hat-zukunft.html. Anmeldungen und Auskünfte zum Angebot „Dorfwerkstatt“ erfolgen per E-Mail an dorfwerkstatt@maikirschen-marketing.de . Die Dorfwerkstätten werden finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.