Nordsachsen überrascht mit guten Löhnen: Wo lässt sich am meisten verdienen?

Torgauer Zeitung

Im Vergleich zu anderen sächsischen Städten verzeichnet der Landkreis den höchsten Durchschnittslohn. Aber zwischen Torgau, Oschatz und Delitzsch gibt es Verdienstunterschiede.

Im Vergleich zu den Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz haben sich in Nordsachsen weniger Technologie- und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt. Der Landkreis hat aber dennoch einen guten Branchenmix. Ist dies ein Indiz dafür, dass es sich in Nordsachsen um eine Region handelt, in der viele Tätigkeiten im Bereich des Niedriglohnsektors wahrgenommen werden? Wie viel verdienen die Menschen in Nordsachsen tatsächlich?

Der Medianlohn für Vollzeitbeschäftigte, also das mittlere Einkommen, bei dem es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen gibt, lag in Sachsen im Dezember 2023 bei 3182 Euro. Nordsachsen wies mit 3083 Euro zwar einen unterdurchschnittlichen Wert auf, erreichte aber im Vergleich der sächsischen Landkreise den höchsten Durchschnittsverdienst.

„Erwartungsgemäß sind es natürlich Städte wie Dresden, Chemnitz, Leipzig und Zwickau, die die höchsten Verdienste haben, aber gleich darauf folgt Nordsachsen“, führt Volkmar Beier, Pressesprecher der für den Landkreis zuständigen Agentur für Arbeit in Oschatz, aus. Deshalb würde dieser den Landkreis nicht als Niedriglohngebiet einstufen.

Er sehe die günstige Lage im Speckgürtel von Leipzig als Ursache für die recht hohen Verdienste. „Im Nordraum von Leipzig gibt es eine Reihe hochqualifizierter Jobs. Die Verdienstmöglichkeiten schlagen sich in dem Durchschnittsverdienst nieder“, so der Pressesprecher. Innerhalb des Landkreises gebe es somit aber Verdienstunterschiede zwischen Ost und West.

„Je näher die Stadt an Leipzig liegt, desto höher sind die Gehälter“, bestätigt der Pressesprecher. Somit liegt das Entgeld laut Bundesagentur für Arbeit in Schkeuditz bei 3750 Euro und in Delitzsch bei 3500 Euro; in Torgau hingegen bei nur 2900 Euro und in Oschatz bei 2700 Euro. „Positiv ist hierbei, dass sich die Lohnverhältnisse insgesamt in Nordsachsen in den vergangenen Jahren vorteilhaft entwickelt haben.“

Im Zeitraum von 2019 bis 2023 hätte es einen Zuwachs von rund 500 Euro im Monat gegeben. Durch die allgemeine Lohnentwicklung und die Anpassung der Tarifbeschlüsse sei der Lohn gestiegen. Aber auch die Personalknappheit spiele hier eine ausschlaggebende Rolle. „Qualifizierte Fachkräfte sind ein begehrtes Gut für viele Unternehmen und ein wichtiger Faktor, um als Unternehmen erfolgreich zu sein. Die Löhne für gutes Personal sind mitgewachsen“, führt Beier aus.

Dabei gebe es einen hohen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern, wie die Arbeitsagentur bestätigt: „Etwa drei Viertel der Stellen sind für Fachkräfte ausgeschrieben.“ Viele Unternehmen seien zudem bereit, in Weiterbildungen zu investieren, um eigenes Personal zu qualifizieren und auch Quereinsteiger zu gewinnen.

In Nordsachsen gibt es einige Berufe und Branchen, die besonders gute Verdienstmöglichkeiten bieten, je nach Qualifikation und Erfahrung. Zu den am besten bezahlten Jobs in der Region gehören: Lehrer (5397 Euro), Technische Entwickler (4144 Euro), Vertriebsberufe (3995 Euro), Verwaltungsberufe (3777 Euro), Erzieher (3739 Euro), Büroberufe (3627 Euro), Medizinische Berufe (3600 Euro) und der Bereich Maschinen und Fahrzeugtechnik (3371 Euro).

Unterdurchschnittliche Löhne weisen unter anderem die Bereiche Lebensmittelherstellung (2185 Euro), die Landwirtschaft (2201 Euro), Lagerberufe (2469 Euro) und der Einzelhandel (2623 Euro) auf.

Insgesamt verdienen auch Frauen in Sachsen immer noch weniger als Männer. In Sachsen betrug der Gender Pay Gap, also der Unterschied im Verdienst zwischen Frauen und Männern, im Jahr 2024 laut Statistischem Landesamt durchschnittlich sieben Prozent – und liegt dabei unter dem Bundesdurchschnitt von 16 Prozent. Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern betrage laut Beier in Nordsachsen ungefähr 100 Euro: Während Frauen im Landkreis durchschnittlich ein Bruttoeinkommen von 3011 Euro haben, verdienen Männer circa 3108 Euro. Die Spanne sei in den vergangenen Jahren tendenziell kleiner geworden. Laut dem Pressesprecher würden immer mehr Frauen in gut bezahlte Berufsfelder vordringen, beispielsweise im technischen Bereich und in Führungspositionen.

Sachsen hat im bundesweiten Vergleich mit 64,6 Prozent die höchste Frauenbeschäftigungsquote. Dabei weist Nordsachsen mit 66,7 Prozent dahingehend sogar eine überdurchschnittliche Quote auf. „Frauen in Teilzeit haben einen sehr hohen Anteil bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten – um genau zu sein sind es zwei Drittel. Teilzeitbeschäftigung ist also eine klare Frauendomäne“, erklärt der Pressesprecher.

Heute gäbe es jedoch eine Reihe an flexiblen Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung, die viele wählen würden, weil es heute nicht mehr nur allein um den Verdienst gehe. „In der modernen Arbeitswelt spielen auch Faktoren eine Rolle, die ein Arbeitsverhältnis ausmachen, wie Wertschätzung, Entwicklungs- und Einbringungsmöglichkeiten, die persönliche Entfaltung und die Regionalität oder Homeoffice-Modelle“, erläutert Beier.