Psychische Erkrankungen häufen sich: Erwerbstätige fehlen 25 Tage im Job

Torgauer Zeitung

Die Ausfallzeiten aufgrund von psychischen Leiden nehmen in Nordsachsen zu. Die Krankenkasse Barmer in der Region warnt vor den Folgen und apelliert an die Unternehmen.

Nordsachsen. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten von Erwerbspersonen in den Regionen um Torgau, Oschatz und Delitzsch bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Krankenkasse Barmer hervor, die die Krankschreibungen ihrer nordsächsischen Versicherten im Jahr 2023 ausgewertet hat.

Zwar sind die Krankschreibungen aufgrund von Atemwegserkrankungen um zweieinhalb Tage pro Person zurückgegangen, die Ausfallzeiten aufgrund psychischer Leiden haben jedoch zugenommen. Den Angaben zufolge war im Schnitt jede Erwerbsperson im letzten Jahr 25,1 Tage krankgeschrieben (2022: 25,4 Tage). Im vergangenen Jahr lagen die Fehlzeiten aufgrund von Erkältungskrankheiten, psychischer Leiden und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems fast gleichauf.

„Durchschnittlich vier bis fünf Tage fielen Beschäftigte mit diesen Erkrankungen im Job aus. Wir beobachten diese Entwicklungen mit Sorge, und zwar auch mit Blick auf all diejenigen, die diese Arbeitsausfälle abfedern müssen“, sagt Markus Schubert, Regionalgeschäftsführer der Barmer in der Region.

Problematisch sei vor allem, dass Rückenleiden und psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeiten in der Regel sehr lange dauern. Daher sei es wichtig, Risiken zu identifizieren und präventiv entgegenzuwirken. Gefragt sei dabei die Gesellschaft als Ganzes, aber auch jede und jeder Einzelne, nicht zuletzt auch die Unternehmen.

Der Krankenstand im Kreis Nordsachsen lag 2023 bei 6,9 Prozent (2022: 7,0 Prozent). Die Gruppe der Atemwegserkrankungen verursachte dabei im vergangenen Jahr durchschnittlich 4,6 Fehltage je Beschäftigten (2022: 6,1 Fehltage). Sie rutschte damit auf den zweiten Rang, direkt hinter den Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 4,7 Fehltagen (2022: 4,5) und lag nur noch knapp vor der Krankheitsgruppe der psychischen Erkrankungen mit durchschnittlich 4,3 Fehltagen im Jahr 2023 (2022: 3,9 Fehltage). Auch Verletzungen haben zugenommen. Sie lagen mit 3,2 Fehltagen (2022: 2,7 Fehltage) allerdings an letzter Stelle. Hierbei handelt es sich um die vier für die Fehlzeiten relevantesten Krankheitsarten. Sie sind für mehr als 60 Prozent aller Fehlzeiten im Job verantwortlich.

Den Auswertungen im aktuellen Barmer-Gesundheitsreport zufolge dauert eine Krankschreibung aufgrund seelischer Leiden bei sächsischen Beschäftigten im Schnitt sechs Wochen. In den allermeisten Fällen werden Depressionen dokumentiert. „Ganz gleich welches Alter: Eine gesunde Psyche ist Grundstein für privaten und beruflichen Erfolg und nicht zuletzt Lebensqualität“, sagt der Barmer-Regionalchef. „Warnsignale erkennen, Risiken minimieren“, laute die Devise nicht nur bei psychischen Problemen. Viele Erkrankungen, insbesondere Rückenschmerzen, hätten häufig einen langjährigen Vorlauf.

„Im beruflichen Umfeld gibt es Risikofaktoren, beispielsweise Kombinationen aus hohen Arbeitsanforderungen und geringem Tätigkeitsspielraum oder hohe Verausgabung bei geringer Belohnung. Auch Mobbing, ein schlechtes Arbeitsklima oder Konflikte am Arbeitsplatz können psychische Belastungen befördern, die in vielen Fällen vermeidbar wären“, sagt der Barmer-Experte Markus Schubert.

Unternehmen kämen daher nicht umhin, sich stärker um die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten zu kümmern. Dafür gebe es mittlerweile zahlreiche niederschwellige Unterstützungsangebote, beispielsweise in Form von Apps oder Gesundheitskursen, die Versicherte bei ihren Krankenkassen meist kostenlos nutzen können. Unternehmen, die ihre Beschäftigten auch körperlich und seelisch fit halten möchten, könnten sich ebenfalls Hilfe holen, sich individuell beraten und unterstützen lassen. lvz