Region freut sich über Forschungszentrum

Torgauer Zeitung

Riesenfreude in Delitzsch: Die Stadt wird der sächsische Standort für das Großforschungszentrum Center for Transformation of Chemistry (Zentrum für Chemie-Transformation). Rackwitz, dort hätte das Center for Medicine Innovation CMI (Zentrum für Medizin-Innovation) entstehen könnnen, ging genauso leer aus wie Großpösna mit einem Zentrum für Klimamaßnahmen und Innovation.

„Das ist für Delitzsch eine epochale Zäsur“, sagt der Historiker und Delitzscher Oberbürgermeister Manfred Wilde (parteilos), „so eine Chance bietet sich einmal in 250 Jahren.“ Delitzsch stehe damit vor einer Neuausrichtung, er freue sich „riesig“ und stehe damit sicherlich stellvertretend für viele Menschen in der Region. Die Stadt Delitzsch werde nun zum Wissenschaftsstandort, womit die ganze Region aufgewertet würde und von dieser international bedeutsamen Einrichtung profitieren könne, betont der OBM.

In Stadtverwaltung und Stadtrat stehe nun einiges an Arbeiten wie Änderungen von Flächennutzungsplan, Ausweisung eines Sondergebiets Forschung und anderes bevor. Das dauere natürlich auch eine gewisse Zeit. Zudem müssen Bund und Freistaat die Gelder fürs Center for Transformation of Chemistry (CTC) in ihre Haushalte einstellen. Vor 2024 sei nicht damit zu rechnen, dass mit dem konkreten Bau des Forschungszentrums begonnen werden könne.

 

Mit Freude und Stolz reagiert auch Nordsachsens Landrat Kai Emanuel (parteilos): „Mit dem CTC in Delitzsch und dem CMI in Rackwitz, waren gleich zwei Bewerber im Rennen. Das hat nicht nur die Chancen auf den Zuschlag erhöht, sondern spricht deutlich für die Attraktivität unseres Standortes, von dem wir die Projektverantwortlichen in zahlreichen Gesprächen begeistern konnten.“ Das CTC in Delitzsch liege nah am Oberzentrum Leipzig und zugleich dicht am Mitteldeutschen Chemie-Dreieck, agiere länderübergreifend, „will die chemische Industrie zu einer Kreislaufwirtschaft transformieren und damit eines der drängendsten Probleme unserer Zeit lösen.“ Rund 170 Millionen Euro Fördermittel werden jährlich fließen und hunderte neue Jobs entstehen. Mitsamt Folgeeinrichtungen des Forschungszentrums rechnet man in der Loberstadt mit einer Beschäftigtenzahl von rund 1000.

Eine solche Einrichtung tut nicht nur dem Landkreis Nordsachsen und der Stadt Delitzsch gut, sie strahlt aus auf die gesamte Region.

Die nordsächsische Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein (CDU) wertet die Ansiedlung als „hervorragende Nachricht, ein klares Bekenntnis für die Region und eine Weichenstellung für die Zukunft.“ Der von der CDU angestoßene Prozess sorge dafür, dass Spitzenforschung im ländlichen Raum angesiedelt werde. „Durch das CTC entstehen Wachstum und nachhaltige Beschäftigung in unserer Region. Delitzsch und Nordsachsen entwickeln sich zu einem Aushängeschild für Spitzenforschung und zum Magnet für Spitzenwissenschaftler und Facharbeiter.“

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Kreistag Nordsachsen, Dr. Michael Friedrich: „Das ist eine gute Nachricht für die Region. Delitzsch hat das Potenzial, künftig ein Aushängeschild und Anziehungspunkt für Spitzenforschung zu werden. Das Zentrum werde „nicht nur Arbeitgeber für viele Menschen in Nordsachsen sein, sondern mit ihnen aktiv die Unabhängigkeit von fossiler Energie voranbringen. Das gibt Hoffnung und schafft erfreuliche Perspektiven für unseren Landkreis und darüber hinaus.“

Hintergrund: Wirtschaft und Wissenschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt werden in den kommenden Jahren mit zwei milliardenschweren großen Forschungsinstituten angekurbelt. In der Lausitz soll ein „Deutsches Forschungszentrum für Astrophysik (DZA)“ entstehen und im mitteldeutschen Braunkohlerevier, in Delitzsch, ein „Center for the Transformation of Chemistry (CTC)“. Die Rede ist von „Großforschungsinstituten“, die mit jeweils 1,1 Milliarden Euro alleine vom Bund bis 2038 gefördert werden. Dazu kommen Gelder der Länder. Die Projekte sind Teil eines Förderprogramms, um den Ausstieg aus der Stromgewinnung durch Kohleverbrennung bis 2038 abzufedern.