Schock in Ostelbien: Beilrode verliert S-Bahn-Anschluss

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig hat ab 2026 tiefgreifende Veränderungen angekündigt

Die S-Bahn-Linie S 4 von Leipzig wird künftig nicht mehr bis Beilrode und bis Falkenberg/Elster fahren. Dies hat der Zweckverband für Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) auf TZ-Anfrage bestätigt. Ab dem Jahr 2026 sollen Veränderungen im gesamten S-Bahn-Netz in Mitteldeutschland greifen, hieß es. Während viele Regionen von neuen Verbindungen und Taktungen profitieren – der Verband will 30 Prozent mehr Verkehr auf der Schiene bringen – gilt das Grenzgebiet Nordsachsen/Brandenburg als Verlierer.

„Gemäß den Ausschreibungsunterlagen zum neuen MDSB2025plus-Netz ist es so, dass die Linie S4 dann in Torgau endet und nicht mehr bis Falkenberg durchfährt. Somit wird Beilrode nicht mehr durch die S4 bedient“, fasste Katy Schröter, Sprecherin des ZVNL zusammen. Eine künftige Bahnanbindung nach Leipzig solle nur noch durch den RE10 gewährleistet sein. Dieser fährt allerdings lediglich im Zwei-Stunden-Takt. Insgesamt werde es dann so sein, dass durch die Linie RE10 in Richtung Leipzig täglich zehn Züge in Beilrode „Halt“ machen.

Für Bürgermeister René Vetter (parteilos), der die Pendler in ganz Ostelbien im Blick hat, eine Katastrophe. Das Oberhaupt hatte in dieser Woche erst davon erfahren. „Ich bin schockiert. Das wäre ein deutlicher Einschnitt für uns. Denn der S-Bahn-Anschluss ist für uns in Beilrode ein wichtiger – wenn nicht sogar einer der wichtigsten Standortvorteile – in der ländlichen Region. Wir können das auf keinen Fall so akzeptieren und hinnehmen“, kritisierte Vetter. Schon bald wolle er das Gespräch mit Landrat Kai Emanuel (parteilos) suchen, der gleichzeitig Vorsitzender des ZVNL ist.

Die Errichtung des Park-and-Ride-Platzes, der geplante Ausbau des Bahnhofgebäudes – das alles fuße auf einer schnellen stündlichen Verbindung nach Leipzig.

Der S-Bahn-Anschluss sei nicht nur für Berufspendler äußert wichtig. Damit wolle man auch Leipziger nach Ostelbien locken, beispielsweise junge Medizinstudenten, die in der Ausbildungs- und Weiterbildungspraxis von Hausarzt Sven Thielemann in Beilrode lernen könnten. „Wir haben uns den Status Grundzentrum im Landesplan erkämpft, um weitere Entwicklungs-Impulse zu erhalten“, erklärte der Bürgermeister. Die ZVNL-Entscheidung bedeute nun das Gegenteil.

Außerdem reiche des MDV-Gebiet (Mitteldeutscher Verkehrsverbund) bis Beilrode und nicht nur bis Torgau, so Vetter. Die Entscheidung wolle man auf keinen Fall kampflos hinnehmen.

Selbst viele andere Bahnkunden außerhalb von Ostelbien sehen es als Nachteil, wenn es nicht mehr so viele Verbindungen zum großen Eisenbahn-Knotenpunkt Falkenberg/Elster gibt. Es wäre dann ein Problem, Anschlusszüge zum Beispiel nach Berlin zu bekommen. Laut ZVNL soll die S-Bahn-Linie S 4 künftig von Torgau über Eilenburg, Leipzig (Citytunnel) bis nach Oschatz und Riesa führen und nicht mehr von Falkenberg bis Markkleeberg-Gaschwitz. Warum die Entscheidung im Verband so fiel, ließ Pressesprecherin Katy Schröter offen.