Torgauer müssen noch einmal an die Urnen

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Wer wird Torgau in den nächsten sieben Jahren regieren? Diese Frage werden die Wähler am 17. Juli beantworten, wenn sie ein zweites Mal zur OBM-Wahl an die Urnen gerufen werden. Amtsinhaberin Romina Barth (CDU) liegt mit 47 Prozent vorn, Herausforderer Henrik Simon (parteilos) ist ihr mit 43 Prozent dicht auf den Fersen. Der dritte Kandidat, Michael Bagusat-Sehrt (Linke), aufgestellt von einem Rot-Rot-Grünen Bündnis, erzielte nur neun Prozent. Er tritt nicht mehr an.

Zünglein an der Waage könnten am 17. Juli die Wähler des Linken-Kandidaten sein. Das Wahlergebnis stimme ihn „sehr traurig“, so Bagusat-Sehrt, der den Wahlabend mit Anhängern in der „Käthe“ verbrachte. Zusammen mit Grünen und SPD werde seine Partei nun beraten, wie es weitergeht. Nach einem zeitnahen Gespräch mit Henrik Simon möchte das Bündnis ausloten, ob es eine Wahlempfehlung aussprechen wird. Die Chefin des Kreisverbandes der Linken, Luise Neuhaus-Wartenberg, möchte zuvor „inhaltliche Schnittmengen“ mit Simon ausloten. „Fraglich ist, ob wir zur Wahl von Simon aufrufen werden oder unseren Wählern das anheim stellen“, erklärte sie auf Anfrage. Klar sei nur, dass es keine Empfehlung für Barth geben werde.

Die Wahlbeteiligung lag bei 45 Prozent; nur 7179 von 16 128 Torgauern machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Ein Umstand, der Bagusat-Sehrt bei aller persönlichen Enttäuschung zusätzlich deprimierte: „Das ist unterirdisch. Und ich verstehe das auch nicht. Wie soll man dann etwas bewegen?“ Er beglückwünschte Simon, der ein „geniales Ergebnis“ erzielt habe.

Feierlaune am Wahlabend im Garten des Kreiskulturhauses: „Ich freue mich sehr über die 43 Prozent“, sagte Henrik Simon. Noch besser wäre zwar 50 + gewesen, aber mit 43 Prozent seien er und seine Unterstützer auch hoch zufrieden. „Ich freue mich, dass wir so viele Menschen überzeugen konnten“, so der Torgauer Unternehmensberater, der erstmals kandidierte. „Das ist ja nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass wir das in nur zwei Monaten erreicht haben.“ Bis zum 17. Juli wolle er und sein Team nun noch einmal alles geben, um noch mehr Menschen zu erreichen – nicht zuletzt die zahlreichen Nichtwähler.

Im Biergarten am Rathaus hatte sich Oberbürgermeisterin Romina Barth mit ihren Anhängern eingefunden. Barth ist die Rückendeckung ihrer Partei, der CDU, und der FDP gewiss. Unterstützt wird ihre Kandidatur auch von der AfD auf Kommunal- und Kreisebene. Sie schrieb dazu in einem Statement: „Wir beraten zunächst intern, wie es weitergeht. Es gibt keine Absprachen und Kooperationen mit der AfD. Es ist eine Eigeninitiative der gewählten Stadträte. Ich habe für die Unterstützung der AfD nicht geworben. Und werde aber auch niemand den Mund verbieten, meine Arbeit gut zu finden.“ Sie gab sich kämpferisch: „Ich bedanke mich bei allen, die trotz der hohen Temperaturen zur Wahl gegangen sind. Es zeigt sich, dass wir eine gute Arbeit geleistet haben“. Sie wolle in den nächsten 14 Tagen mobilisieren und „das Ohr an den Menschen haben“.