Wasser-Projekt für 30 Millionen Euro

LVZ, Delitzsch-Eilenburg, H. Liesaus

Verlegung des Lober-Leine-Kanals: Tagebausanierer LMBV informiert die Löbnitzer über aktuelle Vorarbeiten und die Ziele

Löbnitz. Es ist ein komplexes Projekt, die Kosten werden schon heute auf 30 Millionen Euro geschätzt. Doch die Umsetzung wird noch dauern: Der Lober-Leine-Kanal soll verlegt werden. Derzeit schlängelt er sich recht unauffällig auf dem Landstück zwischen dem Seelhausener und dem Goitzschesee hindurch. Im sommerlichen Bewuchs ist die Wasserfläche manchmal schwer auszumachen. Doch er kann nicht bleiben, wie er ist. Denn er ist ein Relikt aus Tagebauzeiten, eine Lösung auf Zeit, in der Folien und Rasengittersteine verbaut sind. Er soll nicht in die bergbaufreie Zukunft wechseln.

Aktuell weisen auch noch die Verbotsschilder rund um den Seelhausener See das Bergbaugebiet aus. Aber für die Seen, die sich aus dem Tagebaugebiet entwickelten, gab es bereits jeweils umfassende Verfahren. Der Kanal wurde einst aus dem sächsischen Planfeststellungsbeschluss ausgeklammert und zurückgestellt. Er transportierte vor 15 Jahren noch Abwasser. „Damals gab es die vollbiologischen Kleinkläranlagen noch nicht. Nun aber ist der Vorgang reaktiviert“, so Elke Kreische-König, zuständige Abteilungsleiterin beim Tagebausanierer LMBV, in der Sitzung der Löbnitzer Gemeinderäte. Dort wurde der aktuelle Stand präsentiert, denn die einzelnen Bearbeitungsschritte sollen transparent sein. Es soll Akzeptanz dafür geben.

In einer Machbarkeitsstudie wurden verschiedene Varianten untersucht, um das jetzige Provisorium zu beseitigen. Eine davon sah vor, den Verlauf beizubehalten und es in einen natürlicheren Zustand zu versetzen. Zweitens: Die gemeinsame Anbindung über den Leine-Altlauf bei Sausedlitz an den Seelhausener See. Die Auensituation eines Fließgewässers soll herstellt werden. Außerdem soll es dann ein offenes Überleitungsbauwerk vom Seelhausener See in den einige Meter niedriger gelegenen Goitzschesee geben. Bisher besteht eine Rohrverbindung.

Diese Variante der gemeinsamen Anbindung wurde als die günstigste befunden. Zum einen sind die Kosten am niedrigsten, zum anderen ist sie mit dem Hochwasserschutz der Mulde am besten vereinbar.

Denn auch die getrennte Einleitung des Lober in den Neuhäuser, Leine in den Seelhausener See war im Gespräch. In der inzwischen gewachsenen Landschaft würde das aber zu viele Eingriffe nach sich ziehen. Wichtig ist auch die Barrierefreiheit für Fische. Sie sollen ohne Probleme von A nach B wandern können.

Auch die verbleibende Struktur des Alt-Kanals muss ihrer Funktion entwidmet werden. Dafür sind mehrere Varianten im Spiel: Völlig verfüllen und Anlagen abreißen. Die andere Variante: Die teilweise Verfüllung mit vorhandenem Material. Dann würden einige wertvolle Stillgewässer bleiben. In einer dritten Variante wurde diese Idee damit verbunden, auch einen Retentionsraum für Hochwasser zu schaffen. Vorhandene Deichstrukturen sollen dafür genutzt und vervollständigt werden. Diese Lösung wird nun als wirtschaftlichste angesehen.

Somit ist das Ziel klar, aber der Weg dahin ist Jahrzehnte lang: Derzeit laufen zum Beispiel die faunistischen Kartierungen. Schnecken, Falter, aber auch Vögel, Molche, Otter werden erfasst. Es wird ebenfalls untersucht, wie sich das Wasser aus dem Lober-Leine-Kanal auf die Qualität des See-Wassers auswirken würde. Die Phase der Grundlagenermittlung soll 2020 abgeschlossen sein. Auch das Einbeziehen der und das Abstimmen mit den betroffenen Fremdeigentümern wird voraussichtlich viele Monate dauern. Fachplanungen und Fachgutachten müssen erstellt werden. Dann stehen Prüfung und Genehmigung an. Und Schließlich müssen Arbeiten EU-weit ausgeschrieben werden. Erster Spatenstich könnte 2028 sein. Und dann wird einige Jahre gebaut. „Sie werden in den nächsten Jahren vorerst Baugrunduntersuchungen und Vermessungen sehen. Dann wird drei bis vier Jahre nichts Sichtbares passieren“, prognostizierte Elke König-Kreische.

Das Projekt umfasst zwölf Kilometer Fließgewässer sowie Neubau, Ertüchtigung oder Abriss von sechs Brücken, je nachdem wie sie gebraucht werden. Auch der Abriss ehemaliger Anlagen und die Herstellung von Wirtschaftswegen gehören zum 30-Millionen-Euro-Vorhaben dazu. Die touristische Nutzung zum Beispiel durch Paddler wird nicht in den Blick genommen. Es geht um rein wasserwirtschaftlichen Funktion, betonte König-Kreische. Ansonsten müsse das über eine sogenannte Paragraf 4-Projekte geklärt werden, mit denen der Folgenutzen der sanierten Tagebaulandschaft erhöht wird.