Wie zufrieden sind die Unternehmer mit dem Standort Nordsachsen?

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

IHK und Handwerkskammer stellen Studie vor / Fachkräftemangel bereitet vielen Firmenchefs Sorgen

Nordsachsen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften und Meistern, von schnellem Internet und Mobilfunknetz – das sind die Punkte, bei denen die Wünsche der nordsächsischen Unternehmer und die Realität am weitesten auseinanderklaffen. Und auch beim Thema allgemeine Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit gebe es bei den Unternehmern im Landkreis eine „höhere Erwartungshaltung als den Zustand, den sie vorfinden“, wie es André Grüner formuliert.

Von Anlieferzonen bis zur Kaufkraft vor Ort

André Grüner ist Geschäftsfeldmanager für Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig. Und am Donnerstagabend stellte er im „Weißen Ross“ in Delitzsch vor knapp 40 Vertretern von Verwaltung und Wirtschaft die Ergebnisse der Unternehmensbefragung zur Standortzufriedenheit in Mitteldeutschland vor. Inzwischen – befragt wurde schon vor der Corona-Pandemie – liegen die Ergebnisse für die einzelnen Städte (ab 10 000 Einwohner) in Nordsachsen vor. Und es zeigt sich, dass die Unternehmer sich in Nordsachsen durchaus wohlfühlen. Zumindest im Großen und Ganzen gesehen.

Gefragt wurde unter anderem, wie wichtig den Unternehmern ein bestimmter Standortfaktor ist – und wie sie mit der aktuellen Realität zufrieden sind. Neben Punkten wie Fachkräftemangel, der den Betriebschefs im ganzen Landkreis auf der Seele brennt, gibt es dabei große regionale Unterschiede. In Delitzsch beispielsweise klafft besagte Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit auch besonders groß bei der Verfügbarkeit von Parkplätzen und Anlieferzonen sowie bei kommunalen Angeboten zur Wirtschaftsförderung. In Oschatz wurden die Einstellung der Stadtverwaltung gegenüber Unternehmern sowie die Kaufkraft vor Ort häufig moniert. Und auch die Verfügbarkeit von Auszubildenden bereitet den Unternehmern in Oschatz Sorgen, was man beispielsweise in Delitzsch oder Eilenburg wesentlich entspannter sieht. Torgauer Unternehmer klagen dagegen beispielsweise über die Verkehrsanbindung. Keine Stadt im Wirtschaftsraum Leipzig/Halle sei so weit von der nächsten Autobahn entfernt wie Torgau, sagt auch IHK-Präsident Kristian Kirpal. Beim Standortfaktor „Image der Stadt“ schnitt Torgau ebenfalls vergleichsweise schlecht ab.

Herausforderung Digitalisierung

Zum Wirtschaftsforum gekommen war auch Nordsachsens Landrat Kai Emanuel. Er betonte die Priorität seiner Wirtschaftspolitik: Die bestehenden Unternehmen, die schon im Landkreis sind, weiterentwickeln. Und er verwies auf den laufenden Breitbandausbau, die bisher größte Investition im Landkreis Nordsachsen, die das Problem schnelles Internet lösen werde. Auf den Glascampus in Torgau, der Fachkräfte in der Glasbranche für die Region ausbilden soll. Auf die geplante Verkehrsverbindung MiLau, eine Schnellstraße, die – wie der Name schon sagt – einmal Mitteldeutschland (Mi) mit der Lausitz (Lau) verbinden soll.

Punkten bei den „weichen“ Standortfaktoren

Dass Digitalisierung nicht beim Breitbandausbau endet, darauf wies IHK-Chef Kirpal hin. Für die Wirtschaft sei es eben wichtiger, ihre Anträge digital einzureichen, als digital die Hundesteuer regeln zu können. Das sei alles in Bewegung, ein laufender Prozess, so Landrat Emanuel. Und irgendwo müsse man ja mit der digitalen Verwaltung anfangen, manchmal eben auch mit der Hundesteuer.

Als Innovationstreiber wurde zudem der Ausbau des 5G-Netzes gelobt, das nicht überall gut ankommt. Mancherorts haben sich Bürgerinitiativen dagegen formiert. Man müsse die Menschen hier mehr aufklären, fordert Kai Emanuel und sieht dabei auch das Umweltministerium in der Pflicht.

Übrigens: Viel Positives gab es in der Studie auch zu vermelden. Mit den meisten der 48 abgefragten Standortfaktoren waren die Unternehmer zufrieden; sei es beim großen Themenkomplex Öffentliche Verwaltung oder bei „weichen“ Faktoren wie Kinderbetreuung und Naherholungsmöglichkeiten. Und auch das sei noch gesagt: Am sichersten fühlen sich Unternehmer offenbar im sauberen Oschatz; beim anderswo kritisierten Standortfaktor „Allgemeine Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit“ zeigte man sich dort zufrieden.