Wo drehen sich künftig Windräder? - Regionalplan-Entwurf bestimmt 16 Vorrang- und Eignungsgebiete / 360 Potenzialflächen untersucht

LVZ, Delitzsch-Eilenburg, S. Prenzel

Nordsachsen/ Region Leipzig. Der Regionale Planungsverband Leipzig-Westsachsen hat mögliche Standorte für Windparks ausgewiesen. Im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplanes war an diesem Thema besonders lange gearbeitet worden. Zahlreiche Abstimmungen, Fachgespräche und nicht zuletzt die Auswertung unzähliger Stellungnahmen waren nötig, bis die Verbandsversammlung nun schließlich in Naunhof grünes Licht gab.

Im Rahmen der Anhörung und Auslegung bestand für jedermann die Möglichkeit, sich zum Entwurf des Regionalplans und damit auch zu den Vorrang- und Eignungsgebieten für die Windkraftnutzung zu äußern. Davon wurde besonders beim Thema Windkraft rege Gebrauch gemacht. „Von den rund 2700 Einwendungen bezogen sich knapp 500 auf diesen Bereich“, erklärte Andreas Berkner, Leiter der Regionalen Planungsstelle. Dabei habe der Verband sowohl Pro als auch Contra vernommen. Befürworter der Windenergie und Investoren hätten sich mehr Gebiete gewünscht, Kritiker liefen besonders gegen die Ausweisung gänzlich neuer Standorte Sturm.

„Im Ergebnis der eingegangenen Stellungnahmen war zu entscheiden, ob es bei der Ausweisung laut Entwurf bleibt oder Standorte modifiziert oder zurückgenommen werden“, schilderte Berkner noch einmal die Bedeutung der Beteiligungsphase. Bei dieser Abwägung seien gesetzgeberische Prämissen, Belange des Naturschutzes oder der Flugsicherheit zu beachten.

Berkner betonte zugleich: „Der Regionale Planungsverband ist nicht dazu da, Energiepolitik zu machen.“ Aufgabe sei vielmehr, die energiepolitischen Vorgaben des Landes umzusetzen. Diese besagen: Alle Windenergieanlagen in Sachsen müssen jährlich insgesamt 2200 Gigawattstunden (GWh) erzeugen, bisher waren 1700 Gigawattstunden gefordert. Für den Planungsverband Leipzig-Westsachsen sind 474 Gigawattstunden das Maß der Dinge, diese werden mit dem neuen Regionalplan übertroffen. Dieser, so Berkner, eröffne die Möglichkeit für 558 Gigawattstunden. „Damit verschaffen wir uns einen Puffer, sollten das plötzliche Auftauchen von Schwarzstorch oder Rotmilan jahrelange Planungsarbeit infrage stellen und Standorte plötzlich wegfallen.“

„Derzeit gehen wir von 21 Windenergieanlagen aus, die in der Region neu entstehen können“, kommentierte Manfred Friedrich von der Planungsstelle das vorläufige Ergebnis. Neun Standorte seien für Repowering vorgesehen. Außerdem werde der Bestand von 23 bereits existierenden Anlagen fixiert.

Die Zahl der Flächen, in denen sich Rotoren hätten drehen können, war weitaus größer. „Insgesamt wurden 360 Potenzialflächen mit einer Größe von 7100 Hektar untersucht“, resümierte Friedrich. Unterm Strich seien unter Berücksichtigung harter und weicher Tabuzonen 16 Vorrang- und Eignungsgebiete übrig geblieben. Davon befinden sich zehn im Landkreis Leipzig und sechs im Landkreis Nordsachsen.

Besonders heftig blies der Gegenwind in der Dahlener Heide in Nordsachsen. Bei Schmannewitz (Stadt Dahlen) war ursprünglich ein Windkraft-Gebiet vorgesehen, das nun aus den Unterlagen verschwunden ist. Dies hat mit erheblichen Widerständen in der Region, aber auch mit der Nähe zur Seismologischen Station auf dem Collm zu tun. Innerhalb von fünf Kilometern Radius sei eine Beeinträchtigung der Station nicht ausgeschlossen, ergab ein Gutachten. „Die Messergebnisse der Erdbebenwarte könnten verfälscht werden“, erläuterte Berkner. Ebenfalls aus den Plänen verschwunden ist eine Fläche bei Maltitz (Stadt Groitzsch) im Landkreis Leipzig. In der Gemeinde Liebschützberg in Nordsachsen wurde das Gebiet Ganzig gestrichen und dafür das Gebiet Käferberg neu ausgewiesen.

Weiter in der Planung verankert sind neue Standorte unter anderem im Bereich des Tagebaus Schleenhain südlich der B 176 zwischen Groitzsch und Neukieritzsch sowie an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt auf der Rekultivierungsfläche des Tagebaus Profen bei Elstertrebnitz.

Auf der Ebene der Regionalplanung wird als nächster Schritt eine erneute Offenlegung vorbereitet. Denn nicht nur zum Thema Windkraft, auch zu anderen Bereichen habe es zahlreiche Stellungnahmen oder neue Entwicklungen gegeben, so der Verband. So würden sich auch Änderungen zu den Themen Strukturwandel, Raumnutzung, Grundzentren und Rohstoffabbau abzeichnen.

„Voraussichtlich im zweiten Quartal“, so Andreas Berkner, „wird die erneute Auslegung zur Gesamtfortschreibung des Regionalplans erfolgen.“ Dann gibt es auch für Bürger erneut die Möglichkeit, sich zu äußern. Am Rande ging der Leiter der Regionalen Planungsstelle auf den sächsischen Koalitionsvertrag ein. Dieser stelle mit erweiterten Ausbauzielen für Erneuerbare Energien alle Akteure vor große Herausforderungen. Dennoch habe man sich entschlossen, den Regionalplan, der noch unter anderen Vorzeichen entstand, erst einmal zum Abschluss zu bringen.