„Gründung des Zweckverbandes Großforschungszentrum CTC - Center for the Transformation of Chemistry“

//Anrede//,

das Großforschungszentrum CTC sei ein Geschenk für Delitzsch, titelte unlängst ganz euphorisch unsere LVZ. Aber es geht noch besser:

„In Delitzsch wird die Chemie neu erfunden!“,

so die Sächsische Zeitung am 11. März, ganz so, als bereiteten wir gleich mal schon den nächsten Chemie-Nobelpreis vor.

Natürlich können wir uns freuen, dass Delitzsch und damit unsere gesamte Region weit über unseren Landkreis hinaus, ja die gesamte Metropolregion Leipzig diesen wertvollen Zuschlag bekommen haben. Dass wahrhaft gigantische Fördergelder in Aussicht stehen und Tausende neue hochwertige Arbeitsplätze winken. Dass Summa summarum sehr wahrscheinlich mehr herauskommen wird, als wenn sich der Tech-Gigant Infinium im Gewerbegebiet Pohritzsch angesiedelt hätte. Viele von uns haben ja heimlich etwas bedauert, dass stattdessen Magdeburg zum Zuge kam.

Dennoch mahne ich beim CTC zur Nüchternheit. Noch ist nur der Startblock für das Großforschungszentrum aufgebaut. Zwar sind der Trainer und wohl auch der Schiedsrichter mit dem charismatischen Prof. Seeberger bestimmt, aber noch stehen die Läuferinnen und Läufer nicht mal am Start. Noch ist dies alles eine schöne Vision, die wir mit den Genannten in den nächsten Jahren zum Laufen bringen wollen, ja müssen. Dazu dient u. a. der Zweckverband zwischen dem Landkreis und Delitzsch, der wie jeder Zweckverband natürlich nicht völlig frei von geringen Risiken ist; bei dem aber die Chancen die Risiken bei weitem überwiegen sollten.

Im Übrigen: Mitnichten werden wir in Delitzsch die Chemie neu erfinden!

Seit Jahren, ja seit Jahrzehnten wird in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Chemie und des ressourcensparenden Einsatzes der wertvollen Rohstoffe Grundlagenforschung und auch angewandte Forschung betrieben. International und auch national sind bereits eine beträchtliche Anzahl Pilotanlagen in Betrieb, so z. B. in Leuna, wie eine kurze online-Recherche zeigt. Eine umfangreiche Studie des Fraunhofer-Instituts noch aus dem Jahr 2017 - 155 Seiten lang – beschreibt den beeindruckenden Stand der Technik schon damals. Heute sind wir noch deutlich weiter. Es wird beim CTC also wohl vor allem darum gehen, diese vielen verschiedenen Ansätze über entsprechende internationale und nationale Netzwerke zusammenzuknüpfen und zu produktionsreifen Anwendungen zu bringen. Internationaler Austausch und Lernen voneinander also. Eine gute soziale und kulturelle Umgebung sowie eine wirkliche Achtsamkeit- und Willkommenskultur für die Fachleute und Beschäftigten aus den verschiedensten Ländern werden daher ganz entscheidende Erfolgsfaktoren für das Projekt sein!

Wir wünschen Prof. Seeberger und seinem kommenden Team jeden Erfolg und möglichst wenige bürokratische Hemmnisse bei diesem anspruchsvollen Vorhaben, egal ob er nun schon 2024 oder erst später zum Start aufruft! Wir als Kreistag sollten eng an dem Vorhaben dran bleiben und wenigstens einmal im Jahr den Gründungschef zum Gespräch einladen!