10 Jahre EURO – (k)ein Grund zur Freude?!

Dr. Michael Friedrich

Ich gebe ehrlich zu: Als vor zehn Jahren der EURO eingeführt wurde, habe ich mich darüber echt gefreut. Zwar habe ich dem damaligen Regierungsgetöse, der EURO sei die historische Krönung des europäischen Projekts, noch nie viel abgewinnen können. Hatte doch bereits die überstürzte Einführung der DM im Jahr 1990 gezeigt, dass mit dem neuen Geld allein noch lange nicht die Ungleichheit verschwindet, sondern eher neue Probleme wie z. B. Massenarbeitslosigkeit entstehen.

Ich gebe ehrlich zu: Als vor zehn Jahren der EURO eingeführt wurde, habe ich mich darüber echt gefreut. Zwar habe ich dem damaligen Regierungsgetöse, der EURO sei die historische Krönung des europäischen Projekts, noch nie viel abgewinnen können. Hatte doch bereits die überstürzte Einführung der DM im Jahr 1990 gezeigt, dass mit dem neuen Geld allein noch lange nicht die Ungleichheit verschwindet, sondern eher neue Probleme wie z. B. Massenarbeitslosigkeit entstehen. Immerhin aber hatte jetzt der EURO einen klar erkennbaren  praktischen Nutzen:  Weg mit dem Wirrwarr an Urlaubs-Portemonnaies mit Restbeständen an Schilling, Peseten, Lira und Franc, endlich hin zu europäischer Normalität mit vergleichbarer Einheitswährung und ohne die leidige Wechselstuben-Abzocke.
Heute, nach gefühlten 169 eher ergebnislosen EU-Ratsrunden zur EURO-, Italien-, Griechenland- und Bankenrettung mit einem schier unüberblickbaren Wust an Rettungsschirmen und Schuldenbremsen, bei denen selbst die meisten Bundestagsabgeordneten nicht mehr durchsehen, worüber sei eigentlich abstimmen, hat sich bei mir Ernüchterung breit gemacht. Zwar gehöre ich nicht zu denen, die an eine Rückkehr der DM oder an eine Spaltung in einen „harten“ Nord-EURO und einen „weichen“ Süd-EURO glauben. Da sind schon die Interessen der deutschen Exportwirtschaft davor, die von der Einheitswährung am meisten profitiert. Allerdings macht mir die neue Machtachse Merkel-Sarkozy Sorge, die mit der Mentalität einer Dampfwalze allen übrigen EU-Mitgliedern diktiert wo es lang geht. Erst recht ist es für den europäischen Gedanken fatal, wenn Gläubiger-Staaten Volksabstimmungen wie die in Griechenland per Erpressung verhindern.
Europa wird ganz sicher nicht dadurch entstehen, dass nunmehr endlich wieder „deutsch gesprochen wird“, wie CDU-Fraktionschef Kauder meint. Europa wird nur dann entstehen, wenn neben der Währungspolitik auch andere wichtige Bereiche wie die Arbeitsmarkt-, die Wirtschafts-, die Steuer-  und die Sozialpolitik angeglichen werden. Neben deutlich verschärften Spielregeln für die Banken, wozu gehört, dass diese für die EURO-Krise, an der sich viele Banken bisher gesund verdient haben,  maßgeblich in Mithaftung genommen werden müssen, bedarf es dazu gemeinsamer EURO-Anleihen zur Abwehr von Spekulanten  und der Solidarität derer, denen bisher der EURO die meisten Vorteile gebracht hat.