365-Euro-Ticket für junge Leute soll ab August kommen

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Leipzig: SPD, Linke und Grüne stellen gemeinsamen Stadtratsantrag / Finanzierung bleibt offen

Die Chancen für ein 365-Euro-Ticket in Leipzig für Menschen unter 27 Jahren sind gestiegen. Die Stadtratsfraktionen von SPD, Linken und Grünen, die mit 42 von 70 Abgeordneten auch die entsprechende Mehrheit haben, möchten das Ticket bereits zum Fahrplanwechsel am 1. August 2022 einführen. Die drei Fraktionen haben am Dienstag einen gemeinsamen Antrag an den Stadtrat eingereicht. Ob und wie so ein 365-Euro-Ticket für junge Menschen überhaupt finanziert werden kann, bleibt dabei allerdings weitgehend offen. Vorgeschlagen wird, dass die Jahreskarte in diesem Jahr zunächst über Haushaltsausgabereste finanziert werden soll. Für 2023/24 sollen dann im neuen Haushalt der Stadt entsprechende Gelder bereitgestellt werden und erneut Fördermittel des Bundes „angezapft“ werden.

Die schrittweise Einführung des Tickets – ein Wahlversprechen von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) – wurde zunächst zu den Akten gelegt, da der Bund 2020 die Finanzierung in Form eines Modellprojektes nicht übernommen hat. Linke, Grüne und SPD versuchen seitdem, eine Lösung zu finden, um das preiswertere Bahnfahren zunächst für Leipzigerinnen und Leipziger unter 27 Jahren einzuführen. Mit dem rapiden Anstieg der Spritpreise seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die Diskussion nun wieder an Fahrt aufgenommen.

Linke: Verkehrswende mit bezahlbarem Nahverkehr

„Die Stadt hat sich Klimaschutzziele gegeben und dazu gehört als wichtiger Baustein die Verkehrswende. Um die Verkehrswende auch erreichen zu können, ist ein bezahlbarer Nahverkehr Voraussetzung“, argumentiert Franziska Riekewald, Sprecherin für Mobilität der Fraktion Die Linke. Daher wolle man als ersten Schritt das 365-Euro-Ticket „zumindest für eine erste Nutzergruppe“ einführen. „Die Finanzierung eines 365-Euro-Tickets für alle ist ohne finanzielle Beteiligung des Bundes momentan leider nicht möglich, bleibt aber unser Ziel“, so Riekewald.

SPD: Junge Leute für Bus und Bahn gewinnen

Die SPD sieht dies ähnlich: „Gerade bei Berufseinsteigern, also jungen Menschen, die kein Bildungs-, Azubi- oder Semesterticket mehr nutzen können, ist ein preiswertes Angebot für den öffentlichen Personennahverkehr sinnvoll, denn bei ihnen ist die Kaufkraft noch nicht besonders ausgeprägt, auch weil sie gerade die erste eigene Wohnung finanzieren müssen oder Familien gründen wollen“, ergänzt SPD-Stadträtin Anja Feichtinger. Sie verweist darauf, dass jüngere Leute noch nicht fest auf ein bestimmtes Verkehrsmittel festgelegt seien. Dadurch biete sich die Möglichkeit, sie langfristig für Bus und Bahn als Nutzer zu gewinnen.

„Gerade jetzt, bei steigenden Preisen für Energie – seien es Benzin, Diesel oder Erdgas – wird ein attraktiver und bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr immer wichtiger. Wegen der insgesamt steigenden Lebenshaltungskosten kann und muss der ÖPNV Entlastung bringen. Das ist vor allem für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen wichtig“, betont auch Kristina Weyh (Bündnis 90/Die Grünen). Sie verweist zudem auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine. „Die hohen Spritpreise können daher dazu führen, dass deutlich mehr Menschen auf den ÖPNV angewiesen sein werden. Die Mobilitätswende ist deshalb sowohl praktischer Klimaschutz als auch der Weg in die Unabhängigkeit von fossilen Energien.“

Ein Problem bleibt die Finanzierung des Tickets. Bis Ende Mai soll die Verwaltung eine „sozialverträgliche Finanzierung“ prüfen und dem Stadtrat einen Vorschlag machen, damit dieser dann entscheiden kann. Offen bleibt, ob Haushaltsausgabereste überhaupt zur Verfügung stehen.