7 Fragen an die Landratskandidaten

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Wahlen in Nordsachsen: Am 12. Juni wird im Landkreis der Landrat neu gewählt: Amtsinhaber Kai Emanuel (54, parteilos, nominiert von der CDU) und Herausforderer Torsten Pötzsch (48, nominiert von SPD, Grüne und Linke) erklären, wie sie Nordsachsen voranbringen wollen.

1. Warum wollen Sie Landrat werden/bleiben?

Kai Emanuel:
Ich kann nicht mitten in der Arbeit aufhören, möchte die Dinge weiter gestalten, bewegen, voranbringen. Ich weiß inzwischen sehr genau, wie meine Verwaltung tickt, wie obendrüber der Freistaat tickt und was unsere Kreisräte bewegt. Ich weiß, wann und wo an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um Nordsachsen bestmöglich zu positionieren. Als ehemaliger Eisenbahner kann ich es auch so sagen: In meiner ersten Amtszeit haben wir mit vereinten Kräften viele Gleise gelegt, in den nächsten sieben Jahren möchte ich auch noch die Züge darauf zum Fahren bringen.

Torsten Pötzsch:
Nordsachsen ist mir wichtig, hier bin ich zu Hause, hier lebe ich mit meiner Familie, hier arbeite und engagiere ich mich und vor allem liegen mir die Menschen am Herzen. Für mich heißt das: sich für Menschen einzusetzen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Nordsachsen hat Potenziale: Frischer Wind, neue Ideen, Überwindung des Althergebrachten. Ein Neuer, jemand der nicht aus dem „System“ Landratsamt kommt. Ich stehe für eine nachhaltige Kommunalpolitik, die wirtschaftliche und soziale Ziele einbezieht wie den Erhalt und Schutz natürlicher Ressourcen.

 

2. Was machen Sie als erstes, wenn Sie Landrat werden?

Kai Emanuel:
Da ich bereits Landrat bin, sehe ich hier keine Zäsur. Ich denke da auch weniger in Schubladen, die eine nach der anderen geöffnet werden, sondern vielmehr in Prozessen, die alle miteinander verwoben sind. Die große Überschrift ist: Ein gutes Leben im ländlichen Raum sichern! Ganz wichtig war mir zum Beispiel in meiner ersten Amtszeit, die weißen Flecken bei der Internetversorgung im Landkreis zu beseitigen. Das ist geschafft. Nun müssen auch die sogenannten grauen Flecken einen leistungsfähigen Glasfaseranschluss erhalten. Für mich ist das keine Ermessensfrage, sondern eine Frage der Grundversorgung wie beispielsweise mit Wasser oder Strom.

Torsten Pötzsch:
Viele motivierende Gespräche mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung und den Kreisräten führen. Ziel ist, die besten Ideen für den Landkreis zu finden und umzusetzen. Das wird keine Eintagsfliege, sondern ein ständiger Prozess. Und eine neue Strategie für mehr Bürgernähe auf den Weg bringen. In der Verwaltung braucht es eine Ermöglichungskultur. Digitalisierung und Bürgernähe schließen sich nicht aus. Ich möchte mehr Miteinander in Nordsachsen möglich machen. Dazu gehört auch, dass das „große Landratsamt“ in zentralen Fragen die Städte und Gemeinden inhaltlich und personell unterstützt, zum Beispiel bei der Digitalisierung oder der IT-Sicherheit.

 

3. Was sind die drei Punkte, bei denen Sie im Kreis den drängendsten Handlungsbedarf sehen?

Kai Emanuel:
Ich würde das gar nicht an einzelnen Punkten festmachen wollen. Strukturwandel, Daseinsvorsorge und Mobilität sind nur einige der großen Stichworte. Aktuell sehe ich vor allem, dass Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg zu massiver Verunsicherung und auch Polarisierung in der Bevölkerung geführt haben. Wir brauchen wieder mehr Stabilität und Zuversicht für das, was wir erreichen wollen. Wir haben ein Kreisentwicklungskonzept bis 2030 mit klar umrissenen Handlungsfeldern und einem ganz konkreten Projektkatalog. Und wir haben unsere Zukunftsstrategie 2030 zur Modernisierung der Landkreisverwaltung, bei der die digitale Transformation für mehr Bürgerfreundlichkeit an erster Stelle steht.

Torsten Pötzsch:
Nordsachsen ist strukturschwach. Hohe Schulden beschränken die Gestaltungsmöglichkeiten. Für Zukunftsinvestitionen fehlen die finanziellen Mittel. Nordsachsen lebt von der Substanz, der Investitionsstau ist hoch. Es braucht eine angemessene Finanzausstattung durch den Freistaat. Der Breitbandausbau sei, zumindest was die „weißen Flecken“ betrifft, abgeschlossen. Das „Graue Flecken-Programm“ muss folgen, Sachsen muss finanzieren. In Sachen Mobilfunk gibt es weiterhin „weiße Flecken“. Daran arbeitet niemand. Fachkräftemangel ist ein beherrschendes Thema: in der Medizin, Wirtschaft, im sozialen Bereich und in der Verwaltung. Es braucht eine Kampagne für den ländlichen Raum.

4. Was sind Ihre Ideen, um die Wirtschaft, sprich Ansiedlungen, in den Kreis zu bringen?

Kai Emanuel:
Mit unserer kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft und durch die Zusammenarbeit in der Metropolregion Mitteldeutschland sind wir gut aufgestellt. Investoren- und unternehmerfreundliche Bedingungen zu schaffen und dabei persönlich als Ansprechpartner für die Wirtschaft bereitzustehen, gehört für mich zwingend dazu. Darüber hinaus bringt jede Region ihre Stärken ein: in Schkeuditz der Wirtschaftsmotor Flughafen, in Torgau die Glasindustrie mit GlasCampus und GlasLab und in Wiedemar bereiten wir gerade eine größere Fläche für die Ansiedlung nachhaltiger Zukunftstechnologien mit vielen hochwertigen Arbeitsplätzen vor.

Torsten Pötzsch:
Der Landkreis hat die Chance auf größere Ansiedlungen, Flächen sind vorhanden. Wichtig ist aber, die Rahmenbedingungen für die bestehenden Unternehmen zu verbessern, die Infrastruktur modern zu halten und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wirtschaftsförderung ist Erhalt und Ausbau. Daher verstehe ich kommunale Wirtschaftsförderung als Querschnittsaufgabe aller Bereiche der Landkreisverwaltung. Die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe durch Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen ist für mich von Bedeutung. Dazu gehört insbesondere die Förderung einer wettbewerbsfähigen ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft.

 

5. Wie kann der Landkreis zentral verwaltet und trotzdem bürgernäher werden?

Kai Emanuel:
Genau darum geht es bei der Umsetzung unserer Zukunftsstrategie 2030. Der Schlüssel liegt in der durchgehenden Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Zugleich brauchen wir mehr Präsenz in der Fläche. Ich stelle mir vor, dass es perspektivisch nicht mehr nur die Bürgerbüros in Torgau, Delitzsch, Eilenburg und Oschatz gibt, sondern Ansprechpartner der Landkreisbehörde für Bürgeranliegen in jeder unserer 30 Städte und Gemeinden. Besprochen wird auf Wunsch im „Front Desk“ vor Ort, bearbeitet zentral im „Back Office“. Das verkürzt Wege, spart Zeit, baut Bürokratie ab.

Torsten Pötzsch:
Beides schließt sich nicht aus, gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung nicht. Stichwort Investitionsstau: Die Verwaltungsstandorte müssen konsolidiert werden, das ist 2008 leider ausgeblieben. In Grund- und Mittelzentren muss das Landratsamt ein Bürgerbüro vorhalten, darüber hinaus strebe ich mobile Lösungen und Kooperationen mit den Städten und Gemeinden an. Die Landkreisverwaltung möchte ich weiterentwickeln und modernisieren, sie muss zu einer lernenden Organisation werden, in der Mitarbeitende Handlungsspielräume haben. Ich möchte, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter ermutigen und ertüchtigen, diese Spielräume auszuschöpfen. Fortbildung und Weiterqualifizierung spielen hierbei eine herausragende Rolle.

 

6. Was macht den Landkreis Nordsachsen für Sie aus?

Kai Emanuel:
Alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Zusammengefasst: Ich bin in Nordsachsen geboren, ich wohne, lebe und arbeite hier. Mehr Verbundenheit geht gar nicht. Für mich ist das der schönste Landkreis der Welt.

 

Torsten Pötzsch:
Nordsachsen ist ein naturgeprägter, starker, lebens- und liebenswerter Kämpferlandkreis, der ganz unterschiedliche Regionen vereint. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen (Struktur- und Finanzschwäche) wird der Landkreis gestaltet und entwickelt sich insbesondere dann, wenn Landkreis und kreisangehöriger Raum zusammendenken und zusammenarbeiten. Das will ich ausbauen – das wird die Maxime meiner Zeit als Landrat. Nordsachsen zeichnet sich durch ein starkes bürgerschaftliches Engagement aus. Das ist keinesfalls selbstverständlich und braucht deshalb unsere Unterstützung und Hilfe. Ich möchte mehr Miteinander in Nordsachsen möglich machen.

 

7. Beschreiben Sie sich bitte mit fünf Worten.

Kai Emanuel:
Verantwortungsbewusst, verlässlich, aufgeschlossen, 
zuversichtlich und bodenständig.

Torsten Pötzsch:
Offen, kontaktfreudig, kompetent, engagiert, energiegeladen.