Die "doppelte demografische Hypothek"

Susanna Karawanskij

 

Im Jahr 2025 werden mehr als 24.200 Menschen weniger im Landkreis Nordsachsen leben. Diese Tendenz der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen kann als „Leitmotiv“ für die Veranstaltung der Kreistagsfraktion DIE LINKE am Montag (11.06.12) in Delitzsch bezeichnet werden.

 

Etwa 25 Gäste diskutierten im Hotel Zum Weissen Ross zum Thema: Demografische Entwicklung – ein Zukunftsthema“ für die Region! Als Referenten waren Prof. Dr. Berkner, Leiter der regionalen Planungsstelle Leipzig, Prof. Dr. Poerschke, Mitglied der Kreistagsfraktion DIE LINKE Anhalt-Bitterfeld und Enrico Stange, Mitglied des Sächsischen Landtags geladen, um sowohl die Situation als auch die demografischen Entwicklungen und Auswirkungen für den Landkreis Nordsachsen darzustellen.


Im Jahr 2025 werden mehr als 24.200 Menschen weniger im Landkreis Nordsachsen leben.   Diese Tendenz der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen kann als „Leitmotiv“ für die Veranstaltung der Kreistagsfraktion DIE LINKE am Montag (11.06.12) in Delitzsch bezeichnet werden.

Etwa 25 Gäste diskutierten im Hotel Zum Weissen Ross zum Thema: Demografische Entwicklung – ein Zukunftsthema“ für die Region! Als Referenten waren Prof. Dr. Berkner, Leiter der regionalen Planungsstelle Leipzig, Prof. Dr. Poerschke, Mitglied der Kreistagsfraktion DIE LINKE Anhalt-Bitterfeld und Enrico Stange, Mitglied des Sächsischen Landtags geladen, um sowohl die Situation als auch die demografischen Entwicklungen und Auswirkungen für den Landkreis Nordsachsen darzustellen.

Der bisherigen Entwicklung folgend, sind auch zukünftig in Nordsachsen ein gravierender Bevölkerungsrückgang und eine Verschärfung der Bevölkerungsstruktur zu erwarten.

Das die Diskussion um die demografischen Perspektiven und damit verbundenen politischen Handlungsfeldern kein „alter Schuh“ ist, zeigten unlängst die Empörungen und Proteste in Delitzsch, welches in der Planung nur noch ein abgewertetes Mittelzentrum sein soll.


Die 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose zeichnet für ganz Sachsen ein trauriges Bild. In den ländlichen Regionen wird es weitere Bevölkerungsverluste von 15 bis 20 % geben und lediglich die Städte Leipzig und Dresden werden davon weniger betroffen sein.Neben dem quantitativen Einwohnerrückgang steigt weiterhin das Durchschnittsalter, welches entsprechend der Prognose um 5 Jahre höher liegen wird.

Prof. Berkner zeigte eindrucksvoll auf, dass die Tendenzen Stagnation der Nachwuchs- bzw. Geburtenrate auf niedrigem Niveau einerseits und die Verdoppelung der Einwohner in der Altersgruppe der Hochbetagten (80 Jahr und mehr) bis 2025 andererseits eine „doppelte demografische Hypothek darstellen“. Doch neben den negativen Auswirkungen des demografischen Wandels gibt es auch Chancen – beispielsweise für die Entwicklungen in den Arbeitsmärkten. Vor falschen Schlussfolgerungen warnte Enrico Stange. Denn der Landkreis weist eine überdurchschnittliche Zahl an Einwohnern auf, die zwar im Landkreis wohnen jedoch in Leipzig ihren Arbeitsplatz haben. Von einer Umkehrung der „Saugwirkung“ Leipzigs, insbesondere für junge Menschen, ist nicht auszugehen, viel mehr wird sich in Zukunft die negative Pendlerquote auf den Wohnungsbestand im Landkreis niederschlagen. Die grundlegende Kritik des Landtagsabgeordneten am Landesentwicklungsplan, welcher die Grundlage für die politische Steuerung für die nächsten Jahre darstellt, besteht in der Logik der Fortschreibung und Anpassung der Planung, wo Neuschreibungen, Neukonzeptionen und aktive Entwicklungsansätze für die kommenden Jahre notwendig wären. Zwar sind Landesplanerische Ziele nicht rechtsverbindlich, allerdings verwaltungsverbindlich, was schlussendlich Auswirkungen auf Investitionen und Fördermittel bedeutet.

Für Flächenlandkreise, so auch Nordsachsen müssen Antworten auf die Fragen wie die Herausforderungen für die öffentliche Daseinsvorsorge bewältigt werden, welche Alternativen entwickelt werden können, wie und in welchem Umfang das Versorgungsnetz zukünftig zur Verfügung gestellt werden kann, gefunden werden.

Einige Ansatzpunkte und Forderungen wurden auch in die Diskussion eingebracht:

  • Herstellen von Verbindlichkeiten in den Zielformulierungen

  • Verbesserung der Möglichkeiten interkommunaler Kooperation durch regionale Verantwortungsgemeinschaften (rechtlich, inhaltlich und finanzielle Kompetenz)

  • Verbindliche Erreichbarkeiten zu GZ, MZ, OZ orientiert auf den ÖPNV

  • regionale Verantwortungsgemeinschaften z.B. im Hochwasserschutz, Grundwasser etc.

  • regionale Kooperationen und Wirtschaftskreisläufe; Regionalbudgets

Die Perspektive aus dem Nachbarlandkreis Sachsen-Anhalt wurde durch Prof. Dr. Poerschke ergänzt. Das Bundesland hat mit über 19 % einen besonders drastischen und lang anhaltenden Bevölkerungsrückgang seit 1990 zu verzeichnen. Auch in Sachsen Anhalt liegt ein Landesentwicklungsplan vor, welcher die Rahmenbedingungen zum Erhalt bzw. die Entwicklung der Infrastruktur festlegt. Gleichzeitig hat die Landesregierung auch ein Förderprogramm „zur Förderung von Maßnahmen für die Gestaltung des Demografischen Wandels und zur Förderung der Regionalentwicklung“ aufgelegt. Der lebendige Austausch am Montagabend hat bewiesen - Demografie ist ein Zukunftsthema. Wie die konkreten Problemfelder mit Maßnahmen untersetzt werden können, sowohl seitens der Landesebene als auch vor Ort, als Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises, wird auch in Zukunft noch diskutiert werden müssen und im konkreten Fall entschieden werden müssen. Für die LINKE ist dabei klar, dass die Ausdünnung von Versorgungsnetzen nicht auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger geschehen darf und Daseinsvorsorge eine öffentliche Aufgabe ist, die auch in öffentlicher Hand bleiben muss.