Eine „Anwältin“ für die Patienten – Anja Noack übernimmt neue Aufgabe. 45-jährige Falkenbergerin wird Patientenfürsprecherin – und freut sich auf das Ehrenamt

Torgauer Zeitung

Oschatz. Ein offenes Ohr haben. Für Menschen da sein. Netzwerke nutzen. Vermittler sein. Dies sind die Hauptaufgaben eines Patientenfürsprechers. Für den Landkreis Nordsachsen übernimmt Anja Noack nun diesen ehrenamtlichen Posten. „Als Patientenfürsprecherin bin ich die Interessenvertreterin der Patienten. Ich bin weisungsunabhängig, keine Mitarbeiterin des Krankenhauses und arbeite ehrenamtlich. Mir anvertraute Informationen unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht“, sagt Anja Noack und ergänzt: „Meine Aufgabe ist es, Probleme, Wünsche und Anliegen der Patienten auf unbürokratische Art und Weise vor Ort zu klären und Mängel zum Wohle der Patienten zu beseitigen beziehungsweise dabei hilfreich zur Seite zu stehen und zu vermitteln. Ich bin eine unabhängige Ansprechpartnerin für all ihre Belange, aber auch jederzeit offen für Anregungen und Kritik.“

So betreut Anja Noack für die nächsten fünf Jahre das Fachkrankenhaus Hubertusburg und das Wohnheim St. Hubertus des Christlichen Sozialwerkes in Wermsdorf sowie die Außenwohngruppe für chronisch psychisch kranke Menschen der Lebenshilfe Torgau. „Es ist wichtig, dass außerhalb der Klinik jemand da ist, mit dem sich die Patienten unterhalten können“, sagt der langjährige Patientenfürsprecher Rolf Naumann aus Borna (Liebschützberg), der den Posten zuvor für fünf Jahre inne hatte.

Für diese Aufgabe als „Anwältin“ für die Patienten ist die 45-jährige Falkenbergerin wie geschaffen. Denn sie ist von Beruf Krankenschwester und arbeitete zehn Jahre im Klinikum Niederlausitz. In dieser Zeit war sie ein paar Monate in einer Psychotherapie eingesetzt und wurde das erste Mal direkt mit psychiatrischen Erkrankungen konfrontiert. Danach folgten Fachweiterbildungen zur Pflegedienstleitung und zum Pflegeberater. „In dieser Zeit hatte ich eine zweijährige Anstellung in einem Beatmungspflegedienst. Auch hier spielte das Thema psychische Gesundheit eine große Rolle, denn organische Erkrankungen führen oft zu zusätzlichen psychischen Begleiterkrankungen“, sagt Anja Noack. Die Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 2009 – ein zweites folgte im Jahr 2017 – brachte sie schließlich zurück in die Heimat. Seit 2013 arbeitet sie im Ostelbischen Pflegedienst als stellvertretende Pflegedienstleiterin. „Während der Pandemie eröffneten wir ein Corona-Testzentrum mit Laboranbindung. In dieser Zeit traf man viele unterschiedliche Menschen aller Altersgruppen und mir wurde klar, dass das Thema seelische Gesundheit in Zukunft einen großen Stellenwert einnehmen wird“, findet sie. Dies seien unter anderem die Gründe dafür, dass sie seit Kurzem eine Weiterbildung zur Fachkraft für ambulante psychiatrische Pflege begonnen habe.

Parallel dazu nun auch die Aufgabe der ehrenamtlichen Patientenfürsprecherin. Vor einem Jahr habe sie kaum etwas von einer solchen Tätigkeit erfahren. Hier bestünde noch viel mehr Aufklärungsbedarf. Nun begeistert sie sich für diese Aufgabe mit Leib und Seele. „Im September war ich zum Aktionstag für Selbsthilfegruppen in Torgau und habe Frau Konstanze Nebelkennengelernt. Sie ist die Psychiatriekoordinatorin vom Landratsamt Nordsachsen. Kurze Zeit später erfuhr ich von der Ausschreibung zum ehrenamtlichen Patientenfürsprecher. Ich denke beziehungsweise hoffe, dass ich mit dieser ehrenamtlichen Tätigkeit den psychisch erkrankten Menschen eine gute Mitbegleitung anbieten kann.“ Da ist sich Konstanze Nebel sicher: „Frau Noack ist ein echter Glücksfall. Ich habe mich so gefreut, als sie zum Aktionstag auf mich zugekommen ist. Ich konnte es gar nicht fassen. Ich halte sie für sehr geeignet und engagiert.“

Nach dem Aktionstag im September war schnell alles klar und weitere Schritte konnten eingeleitet werden. So wurde sie schließlich bereits im Oktober von der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Nordsachsen einstimmig gewählt und am 13. Dezember vom Kreistag ernannt und bestellt.

Im Krankenhaus und im Wohnheim in Wermsdorf hat sie sich bereits vorgestellt und die Flyer mit den Kontaktdaten sind vorbereitet. Ende diesen Monats kann es schließlich losgehen. Sie ist für die Patienten über eine Mailadresse sowie über einen hausinternen Briefkasten erreichbar. Einmal im Monat trifft sie sich vor Ort mit den Patienten. Ihr Vorgänger Rolf Naumann hat bereits viele Erfahrungen gesammelt, die er gern weitergibt. „Die Aufgabe der Patientenfürsprecherin reißt einen ein Stück weit positiv aus dem Alltag und der Aufwand ist überschaubar, sodass es mit der Arbeit, den Kindern und den privaten Verpflichtungen gut vereinbar ist. Ich freue mich darauf“, sagt Anja Noack.

Nun wird dringend noch ein Patientenfürsprecher für den Bereich Delitzsch und Eilenburg gesucht. Die einzigen Voraussetzungen: Die Person muss aus Nordsachsen kommen und darf nicht in dem Krankenhaus oder der Wohnstätte angestellt sein. Bei Interesse bitte melden unter konstanze.nebel@lra-nordsachsen.de oder 03421 7586321.