Erstes Forschungsprojekt am CTC Delitzsch. Das Konsortium „Symbioloop“ entwickelt wiederverwertbare Kunststoffe aus Müll

Torgauer Zeitung

Delitzsch. Das neue Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Delitzsch hat sein erstes Projekt bekanntgegeben. Das Konsortium „Symbioloop“ will in Zusammenarbeit mit dem CTC aus Abfällen hochwertige und zugleich nachhaltige Materialien herstellen. Dafür erhält es eine Förderung in Millionenhöhe. Für Mitteldeutschland bedeutet das: Die ersten jungen Forscherinnen und Forscher nehmen ihre Arbeit auf.

Konkret geht es um den Chemiker Dr. Manuel Häußler. Er hat mit seinem Team an der Uni Konstanz ein Verfahren entwickelt, mit dem konventionelle Kunststoffabfälle in vielseitig einsetzbare Chemikalien umgewandelt werden können. Ziel des Projekts ist es, aus Abfällen Kunststoffe zu entwickeln, die in ihrer Funktionalität herkömmlichen Kunststoffen in nichts nachstehen, im Gegensatz zu diesen aber nahezu unbegrenzt recycelbar sind. Damit können nicht nur erdölbasierte Materialien ersetzt, sondern auch direkt neuer Müll vermieden werden.

„Dafür benötigen wir allerdings Chemikalien, die mit den derzeit bekannten Verfahren kaum wirtschaftlich herzustellen sind“, sagt Häußler. Diese Chemikalien sollen künftig auf Basis einer symbiotischen Co-Kultur aus Algen und Hefen produziert werden, die sich beispielsweise von altem Speiseöl und aufgearbeitetem Plastik ernährt.

Um die Forschung voranzutreiben und später auch in die Anwendung zu bringen, will Manuel Häußler nun in die mitteldeutsche Region umsiedeln. Mit seinem neu gegründeten Start-up inklusive zehnköpfigem Team plant er für dieses Jahr den Umzug von Konstanz.

Gemeinsam mit vier weiteren Partnern beteiligt sich das Team gegenwärtig als Konsortium „Symbioloop“ an der mit 1,5 Millionen Euro geförderten Challenge „Circular Biomanufacturing“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind). Ziel des Projekts ist es, das Konstanzer Verfahren mit einem biotechnologischen Prozess zu koppeln.

Als große Chance sieht Häußler die zukünftigen Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten mit dem CTC und den umliegenden Hochschulen. „Da wir im Rahmen der Sprind-Challenge bereits eng mit der Hochschule Anhalt zusammenarbeiten und das Center for the Transformation of Chemistry als künftiges Großforschungszentrum ebenfalls in der Region liegt, bieten sich für uns ideale Möglichkeiten, unser Projektziel umzusetzen.“

Manuel Häußler selbst ist für seine Vision bereits nach Mitteldeutschland gezogen. Neben seiner Rolle als Gründer des Konstanzer Start-ups ergänzt er seit Kurzem das wissenschaftliche Team als Gruppenleiter am CTC in Delitzsch. Dieses arbeitet aktuell in Räumen des Landratsamtes Nordsachsen und hat temporäre Büros und Labore in Leuna (Sachsen-Anhalt) angemietet.

Peter Seeberger, Gründungsdirektor des CTC und Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, unterstützt die Sprind-Challenge und die sich daraus ergebenden Synergien. „Junge Forschende wie Manuel Häußler und sein Team sind genau die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir uns für das CTC und auch für künftige Ansiedlungen