GlasCampus: Torgau und Weißwasser wollen bei der Forschung kooperieren

Torgauer Zeitung

Vereinbarung unterzeichnet – Weißwasser ist nun neben Torgau offizieller Standort des GlasCampus. Beide Städte wollen ihre Kräfte bei der Gewinnung von Personal bündeln.

Aus-, Fort- und Weiterbildungskurse des GlasCampus Torgau werden künftig auch in Weißwasser in der Oberlausitz angeboten. Dies sei Bestandteil einer Kooperationsvereinbarung zwischen den Landkreisen Görlitz und Nordsachsen sowie den ihnen zugehörigen Städten Weißwasser und Torgau, teilte das Landratsamt in Nordsachsen mit. Vereinbart wurden zudem gemeinsame Marketing-Aktivitäten sowie die Zusammenarbeit im Bereich der Forschung. „Damit wollen die beiden traditionsreichen sächsischen Glasregionen Torgau und Weißwasser künftig ihre Kräfte bei der Gewinnung und Qualifizierung von Personal für ihre Industrien bündeln“, so das Landratsamt weiter.

Mit Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung ist Weißwasser nun neben Torgau offizieller Standort des GlasCampus. Der Zugriff auf einen gemeinsamen Dozentenpool ermöglicht in beiden Regionen eine speziell auf die Anforderungen der jeweiligen Wirtschaft angepasste Qualifizierung und Weiterbildung. In der Torgauer Region liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von Flachglas für Fenster und Fassaden. Weißwasser steht seit 150 Jahren für Wirtschaftsglas.

Die Fachkräfteinitiative GlasCampus Torgau ist 2019 als Kooperation von Landkreis Nordsachsen und TU Bergakademie Freiberg entstanden und ein Teil des im Aufbau befindlichen „Kompetenzzentrums für den industrie- und handwerksnahen Strukturwandel in Mitteldeutschland“. Ergänzt wird dieses in absehbarer Zeit durch das in der Planung befindliche GlasLab Torgau. Dieses soll ein Bildungs- und Innovationszentrum für die Glas- und Baustoffindustrie werden, das sich allerdings noch in der Planungsphase befindet. Es sieht eine enge Verzahnung der Unternehmen in der Region, ihrer Bedarfe an Aus- und Weiterbildung vor. Ganz wichtig: Dort soll auch geforscht werden. Letztlich soll das GlasLab die Region als Wirtschafts- und Bildungsstandort sowie als Arbeitgeber attraktiver machen.

Neben dem Berufsschulzentrum im Repitzer Weg in Torgau soll auf einem etwa 4700 Quadratmeter großen Grundstück eine Industriehalle für eine Professional School gebaut werden, ebenso ein Forschungslabor – und das auf höchstem Niveau, was wiederum eine Strahlkraft weit über die Landkreisgrenzen hat. Das GlasLab soll ein Leuchtturm für die Industrie werden. Auch ein Internat ist vorgesehen – in der ehemaligen Schule in der Puschkinstraße, die denkmalgerecht saniert werden soll. 53 Internatsplätze in Doppel- und Einzelzimmern sind vorgesehen.

Zunächst hatte es der Landkreis Nordsachsen geschafft, mit dem GlasLab als Strukturwandel-Projekt im Lausitzer sowie im Mitteldeutschen Revier zu punkten. Dafür stehen Fördermittel mit hoher Förderquote in Aussicht. Dann wurde die Entwurfsplanung auf den Weg gebracht, die nunmehr abgeschlossen ist. Diese wurde dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement zur Prüfung übergeben. Für das GlasLab sind Gesamtkosten in Höhe von bis zu 35,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Projekt GlasLab kann umgesetzt werden, wenn die Fördermittel auch fließen. „Mit einer definitiven Rückmeldung zur Förderung“ rechnet der Landkreis bis spätestens zum Sommer dieses Jahres. Als Projektträger geht der Landkreis davon aus, dass das beantragte Investitionsvorhaben mit 97,5 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten bezuschusst werden könnte.

„Die Stärkung der Glas-, Keramik- und Baustoffindustrie im Landkreis ist einer der Schwerpunkte, mit denen der Landkreis Nordsachsen den Strukturwandel in der Region gestalten möchte. Die Gründung des GlasCampus Torgau war dafür ein grundlegender Schritt. Gemeinsam mit der Stadt Weißwasser und dem Landkreis Görlitz werden wir nun gemeinsam die Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich auf die nächste Stufe heben“, blickt Nordsachsens Landrat Kai Emanuel (parteilos) optimistisch auf die Kooperation. Dr. Stephan Meyer, Landrat des Landkreises Görlitz, fügt hinzu: „Die Glasindustrie hat in unserem Landkreis Görlitz eine lange Tradition und prägt auch heute mit modernen Unternehmen unsere Wirtschaftsstruktur. Um eine attraktive, moderne und qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen, ist die intensive Kooperation über die sächsischen Landkreise hinweg wichtig. Mit dem gemeinsamen GlasCampus der Landkreise Nordsachsen und Görlitz in enger Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg schaffen wir beste Voraussetzungen für die Fachkräftesicherung vor Ort.“