Hunderte Menschen demonstrieren gegen rechts und die AfD

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Delitzsch.

Es ist Sonntag, kurz nach halb drei auf dem Roßplatz. Der Platz in der Innenstadt von Delitzsch füllt sich mehr und mehr mit Menschen. Viele tragen Plakate mit Aufschriften gegen rechts. „Demokratie braucht keine Alternative“, „Es ist fünf vor zwölf“, „Nie wieder ist jetzt“ oder „Hass ist keine Meinung“ ist darauf zu lesen.

Nach dem großen Zuspruch für die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in der vergangenen Woche haben Bürgerinnen und Bürger, aber auch Parteien des Stadtrates und das Jugendparlament für Delitzsch zu einer Protestaktion aufgerufen. Treffpunkt war am Sonntag, 28. Januar, um 15 Uhr der Roßplatz in der Delitzscher Innenstadt. Rund 200 Menschen folgten dem Aufruf „Gemeinsam gegen rechts“.

Auch eine Delitzscherin, die ihren Namen nicht genannt haben will, ist dabei. Sie hält ein Plakat hoch. „Never again“ steht darauf. Wenige Minuten zuvor hatten einige schwarz gekleidete Männer sie bedrängt und versucht, einen rechten Aufkleber auf ihr Transparent zu kleben. Mutig ging die 43-Jährige auf die kleine Personengruppe am Rande des Geschehens zu und machte ihr klar, was sie von der Klebeaktion hält. „Ich lasse mich von solchen Aktionen nicht einschüchtern. Gegen solche Menschen, mit so einer Gesinnung, komme ich hierher“, sagte die Delitzscherin.

Knut Jänicke vom Motorradclub „Kuhle Wampe“ ist ebenfalls unter den Teilnehmern auf dem Roßplatz. „Es ist mir ein Bedürfnis, hier gegen rechts zu demonstrieren. Ich finde es gut, dass die Leute auf die Straße gehen und gegen Rechtsextremismus demonstrieren. Und schließlich sind es nur 35 Prozent, die derzeit die AfD wählen wollen. 65 Prozent sind dagegen“, sagte Jänicke.

Auch der Delitzscher Oberbürgermeister Manfred Wilde (parteilos) steht in der Menge. „Es ist ein Zeichen der demokratischen Kultur, dass wir heute hier sind. Ich finde es sehr gut, dass so viele Menschen aus unserer Stadt und auch von außerhalb hierher gekommen sind, um gemeinsam gegen rechts zu demonstrieren“, sagte Wilde, der entgegen einer Ankündigung keine Rede hielt.

 

Für Luise Neuhaus-Wartenberg (Die Linke) war die Kundgebung in Delitzsch ein ganz wichtiges Zeichen. „Es ist total wichtig, auch im ländlichen Raum klare Kante gegen Rechtsextremisten zu zeigen. Wir müssen den Mund ganz weit gegen rechte Gesinnung aufmachen“, so die Landtagsabgeordnete.

Viel Beifall für seine Worte bekam Franz Mühlig vom Delitzscher Jugendparlament. „Ich bin seit der Gründung des Jugendparlaments 2018 dabei. Um demokratisch gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, darf es nie zu spät sein. Es ist wichtig nicht nur in Leipzig, Dresden und anderen großen Städten dagegen auf die Straße zu gehen, sondern auch in den kleinen Kommunen wie hier in Delitzsch, wo die AfD auch im Stadtrat sitzt“, sagte der 23-Jährige.

Auch der Superintendent des Kirchenkreises Torgau-Delitzsch, Mathias Imbusch, macht sich Gedanken: „Ich mache mir Sorgen, dass Menschen unser Land so verändern, wie wir es nicht wollen. Ich möchte in einem Land leben, in dem Platz für alle ist. Ein Zusammenleben kann nur ohne Hass und Antisemitismus funktionieren. Hass und Intoleranz haben hier keinen Platz“, so Imbusch.

Hintergrund der Kundgebungen sind Recherchen von Correctiv. Das Medienhaus hatte unlängst ein Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und CDU in einer Potsdamer Villa im November 2023 öffentlich gemacht. „Wir möchten die Bürgerschaft vereinen und klar machen, was von hinter verschlossenen Türen geschmiedeten Geheimplänen zur Deportation Nichtdeutscher zu halten ist. Nicht erst seit den Enthüllungen von ,Correctiv’ ist die politische Richtung der nach der Macht greifenden AfD bekannt“, so der Aufruf der Delitzscher Initiatoren.

Am Wochenende sind in über 200 Städten viele Menschen auf die Straße gegangen, für Demokratie und eine offene Gesellschaft. So etwa in Altenburg, Hoyerswerda, Borna, Oschatz, Döbeln, Bautzen, Zwickau, Freital und weiteren Städten. Nachdem am 21. Januar zur Demo „Zusammen gegen rechts“ in Leipzig rund 70 000 Menschen zusammenkamen, haben auch am Wochenende zahlreiche Veranstaltungen stattgefunden. Die nächste große Versammlung soll dann am 30. Januar stattfinden. Bereits am 4. Februar lädt die SPD Schkeuditz zu einer Kundgebung unter dem Motto „Schkeuditz zeigt Haltung - für ein buntes Miteinander“ ein. Beginn ist 15 Uhr auf dem Rathausplatz.