IHK verlässt Agentur für Ansiedlungen. Invest-Region Leipzig gerät unter Druck

Leipziger Volkszeitung

Nach dem Landkreis Nordsachsen kehrt nun auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) der Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Invest-Region Leipzig (IRL)“ den Rücken. Die Kammer wird zum Jahresende 2022 ihr Engagement als Gesellschafter der Ansiedlungs-Agentur beenden. Bereits am 12. April hat die Vollversammlung die Kündigung des Gesellschaftsvertrages beschlossen, wie die IHK jetzt auf Anfrage der LVZ bestätigte.

„Vergleichsweise geringer Nutzen“

Die Kammer habe sich an der 2013 gegründeten Gesellschaft unter der Bedingung beteiligt, dass die IRL Investoren für den „gesamten Wirtschaftsraum Leipzig“, der aus den Landkreisen Nordsachsen und Leipzig sowie der Stadt Leipzig besteht, sucht. Diese „Kernbedingung“ sei durch den Austritt Nordsachsens nicht mehr erfüllt. Es geht aber offenbar auch ums Geld. Allein die Kammer trägt mehr als ein Fünftel der Kosten der Gesellschaft, die 14 Mitarbeiter beschäftigt. Demgegenüber stehe ein „vergleichsweise geringer Nutzen“ für die IHK, heißt es in dem Beschluss, der der LVZ vorliegt.

Leipzig ist mit 801 000 Euro Hauptfinanzier

Gesellschafter sind aktuell die Stadt Leipzig (51 Prozent), die IHK (19 Prozent) und der Landkreis Leipzig (15 Prozent). Die15 Prozent des Kreises Nordsachsen waren auf die IRL übergegangen. Hauptfinanzier ist die Stadt Leipzig, die laut Wirtschaftsplan in diesem Jahr 801 000 Euro beisteuert, gefolgt von der IHK mit 272 000 Euro und dem Landkreis Leipzig mit 217 000 Euro.

Der Kreistag von Nordsachsen hatte im vergangenen Jahr den Austritt des Landkreises beschlossen. Ausschlaggebender Grund dafür war, dass „so gut wie keine Ansiedlungen und Arbeitsplätze auf diesem Weg in Nordsachsen“ zustande gekommen seien, der Landkreis über die Jahre aber 2,8 Millionen in die IRL gesteckt habe.

IRL bahnte bislang mehr als 100 Ansiedlungen an

Seit ihrer Gründung hat die „Invest-Region Leipzig“ mehr als 100 Ansiedlungen angebahnt. Dabei handelt es sich nach Angaben der IHK vorrangig um kleine Investments von Unternehmen aus den Bereichen Informationstechnologie und Kommunikation in der Stadt Leipzig. Auf die Landkreise entfallen etwa fünf Prozent der generierten Ansiedlungen.

Eine spätere Rückkehr als Gesellschafter hält die IHK nicht für ausgeschlossen. Allerdings müsse dann das Grundanliegen, die Vermarktung des gesamten Wirtschaftsraumes Leipzig, erfüllt sein. Bis dahin will sich die Kammer nur noch projektbezogen an den Aktivitäten der Ansiedlungs-Agentur beteiligen.