Mega-Projekt GlasLab in Torgau wird teurer als gedacht

LVZ

Die Entwurfsplanung liegt vor: Die Gesamtkosten sind von 16,5 auf 35,5 Millionen Euro gestiegen. Die Fördermittel sind noch nicht bewilligt. Der Landkreis rechnet bis zum Sommer mit der Entscheidung.

Nordsachsen. Delitzsch bekommt ein Großforschungszentrum, Torgau das GlasLab – zwei Großprojekte im Landkreis Nordsachsen. Für letzteres zeichnet der Landkreis Nordsachsen verantwortlich. Doch wie ist der Stand der Umsetzung, wann geht es mit dem Bau los und was ist überhaupt geplant? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Millionen-Projekt.

▶ Was ist eigentlich der bereits bestehende GlasCampus Torgau?

Dabei handelt es sich um eine Weiterbildungseinrichtung für Fach- und Führungskräfte der Glas-, Keramik- und Baustoffindustrie am Beruflichen Schulzentrum Torgau – ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Unternehmen der Branche, der TU Bergakademie Freiberg, dem Beruflichen Schulzentrum Torgau und dem Landkreis Nordsachsen. Die Kurse vermitteln einen Überblick über technologische Zusammenhänge und Prozessabläufe sowie über Geschichte, Material und Eigenschaften des Werkstoffes Glas. Weitere Kurse auf fortgeschrittenem Niveau bieten eine umfassende akademische Wissensbasis. Torgau ist in puncto Glasverarbeitung gewissermaßen ein Traditionsstandort. Hier gab es schon zu DDR-Zeiten ein Glaswerk. Heute gibt es die Unternehmen Avancis, Saint Gobain und Reiling Glas in Torgau, aber auch Interpane Belgern, Thiele Glas Wermsdorf und PD Glasseiden Oschatz, die sowie weitere Firmen Wirtshaftspartner des GlasCampus’ sind. Seit 2020 nahmen schon Hunderte Schüler und Fachkräfte an den Angeboten teil.

▶ Was ist das GlasLab Torgau, von dem seit einigen Jahren die Rede ist?

Das GlasLab soll ein Bildungs- und Innovationszentrum für die Glas- und Baustoffindustrie werden, das sich allerdings noch in der Planungsphase befindet, aber salopp gesagt den bestehenden GlasCampus nochmal toppt. Es sieht eine enge Verzahnung der Unternehmen in der Region, ihrer Bedarfe an Aus- und Weiterbildung vor. Ganz wichtig: Dort soll auch geforscht werden. Letztlich soll das GlasLab die Region als Wirtschafts- und Bildungsstandort sowie als Arbeitgeber attraktiver machen.

▶ Was ist konkret in Torgau geplant?

Neben dem Berufsschulzentrum im Repitzer Weg soll auf einem etwa 4700 Quadratmeter großen Grundstück eine Industriehalle für eine Professional School gebaut werden, ebenso ein Forschungslabor – und das auf höchstem Niveau, was wiederum eine Strahlkraft weit über die Landkreisgrenzen hat. Das GlasLab soll ein Leuchtturm für die Industrie werden. Nordsachsens Wirtschaftsförderer Sven Keyselt sprach zuletzt von einem „Mega-Projekt. Das gibt es so nirgendwo in Deutschland.“ Auch ein Internat ist vorgesehen – in der ehemaligen Schule in der Puschkinstraße, die denkmalgerecht saniert werden soll. 53 Internatsplätze in Doppel- und Einzelzimmern sind vorgesehen.

 

▶ Reicht der Platz auf den vorgesehenen Grundstücken am Repitzer Weg überhaupt aus?

Nein, denn im Zuge der Objektplanung ist nun festgestellt worden, dass die Flächen den Anforderungen an das Gebäude nicht gerecht werden. Da aufgrund der örtlichen Gegebenheiten kein weiterer Zukauf möglich ist, werden jetzt angrenzende Teile des unmittelbar benachbarten Schulgrundstücks des Beruflichen Schulzentrums überbaut und so dem GlasLab Torgau zur Verfügung stehen.

▶ Was ist bisher hinsichtlich der Umsetzung des GlasLab passiert?

Zunächst mal hatte es der Landkreis Nordsachsen geschafft, mit dem GlasLab als Strukturwandel-Projekt im Lausitzer sowie im Mitteldeutschen Revier zu punkten. Dafür stehen Fördermittel mit hoher Förderquote in Aussicht. Dann wurde die Entwurfsplanung auf den Weg gebracht, die nunmehr abgeschlossen ist. Diese wurde dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement zur Prüfung übergeben.

▶ Wie viel wird das GlasLab kosten?

Zunächst mal hatte der Landkreis 16,5 Millionen Euro Gesamtkosten für GlasLab und Internat veranschlagt. Nachdem inzwischen die Entwurfsplanung vorliegt, haben sich die Investitionskosten erhöht. Jetzt ist von Gesamtkosten in Höhe von bis zu 35,5 Millionen Euro die Rede. Dabei liegt nach Angaben des Landratsamtes der Projektteil Internat im Rahmen der ursprünglichen Kostenschätzung. Die Kostenerhöhung ist „auf die Spezifika des Bildungs- und Forschungskomplexes zurückzuführen“, hieß es.

▶ Sind die Fördermittel, die auf dem Investitionsgesetz Kohleregionen basieren, schon bewilligt?

Nein. Das Projekt GlasLab kann nur umgesetzt werden, wenn die Fördermittel auch fließen. „Mit einer definitiven Rückmeldung zur Förderung“ rechnet der Landkreis bis spätestens zum Sommer dieses Jahres. Als Projektträger geht der Landkreis davon aus, dass das beantragte Investitionsvorhaben „in Gänze mit 97,5 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten bezuschusst werden könnte“. Grundsätzlich beträgt die Förderung aus den Strukturwandel-Geldern 90 Prozent. Da sich der Landkreis aber in einer instabilen Haushaltslage befindet, erhöht sich die Förderung um fünf Prozentpunkte. Zudem gilt das GlasLab als „Maßnahme von außerordentlichem überregionalem strukturpolitischem Interesse, was eine Erhöhung der Basisförderung idealerweise um weitere 2,5 Prozentpunkte nach sich zöge“, so das Landratsamt. Die Eigenmittel stehen im Haushalt drin – und sind demnach auch sichergestellt.

▶ Wie geht es dann weiter?

Tatsächlich drängt die Zeit. Denn bis Ende des Jahres 2026 muss das GlasLab Torgau stehen und kann dann seinen Betrieb aufnehmen. Dieser erfolgt dann in enger Partnerschaft mit der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, der Technischen Universität Bergakademie Freiberg sowie regional bedeutsamen Unternehmen aus der Glas- und Baustoffindustrie.