Mehrgenerationenhäuser in Delitzsch und Eilenburg müssen Angebote reduzieren

LVZ Delitzsch-Eilenburg

Die Sparmaßnahmen der Bundesregierung treffen sowohl die Arche als auch das Soziokulturelle Zentrum. In beiden Häusern schlägt man angesichts der aktuell schon knappen Mittel Alarm.

Die angekündigte Kürzung der Förderung von Mehrgenerationenhäusern (MGH) wird unmittelbare Folgen für die Arbeit in der Eilenburger Arche sowie des Soziokulturellen Zentrums „Mittendrin“ in Delitzsch haben. So werden in beiden Einrichtungen Angebote und Personalkosten reduziert werden müssen – in Eilenburg bedeutet das, dass Leiterin Yvonne Pötzsch selbst weniger Stunden arbeiten kann.

Hintergrund sind die Sparmaßnahmen für den Bundeshaushalt 2024. So kündigte das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) an, statt wie bisher 40 000 Euro nur noch 38 000 Euro pro MGH zu zahlen. „Diese Kürzung ist schmerzhaft, das grundsätzliche Festhalten an der Förderung macht aber deutlich, dass das BMFSFJ zur Arbeit der Mehrgenerationenhäuser steht“, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums.

Hohe Ansprüche, die sich in der Förderung nicht widerspiegeln

Der Landesverband sächsischer Mehrgenerationenhäuser sieht das anders: „Fünf Prozent Kürzungen der MGH – das sind 100 Prozent Desinteresse am sozialen Miteinander“, so eine Erklärung des Verbands.

Auch Yvonne Pötzsch, die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Arche Eilenburg, bezeichnet die Sparmaßnahmen an dieser Stelle als „falsches Signal an die Gesellschaft“. Die Bundesregierung stelle an die Arbeit der MGHs hohe Ansprüche, die sich schon jetzt nicht in der Förderungssumme widerspiegeln würden. So sollen etwa Themen wie die Begegnung unterschiedlicher Generationen, Vorbeugung gegen Vereinsamung im Alter, Stärkung des Umweltbewusstseins und Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund in den Häusern vor Ort angegangen werden.

Aufwandsentschädigung für 
Ehrenamtliche und Sachkosten

Die Arche setze das auf vielfältige Weise um – etwa durch Gesellschaftsspielenachmittage für Klein und Groß, Vorlesepaten und -nachmittage, einer Büchertauschbörse oder Begegnungsmöglichkeiten für Nachbarschaftshilfen sowie Alltagspaten und Selbsthilfegruppen. „Außerdem veranstalten wir Nachhaltigkeitsprojekte und koordinieren das Ehrenamt in der Hilfe von Menschen mit Migrationshintergrund, wie das Patentreffen und Café International“, so Pötzsch.

Da die Mittel des Bundesministeriums hierfür nicht ausreichen, ist in der Förderung bereits ein kommunaler Zuschuss vorgeschrieben. Das MGH Arche Eilenburg wird außerdem von der Kirchengemeinde „Martin Rinckart“ und dem Kirchenkreis unterstützt.

Das Geld des Bundes fließt neben einer Aufwandsentschädigung für Ehrenamtliche sowie Sachkosten vornehmlich in Pötzschs eigene Stelle als hauptamtliche Koordinatorin. „So ist die aktuelle Kürzung bei uns vor allem eine Kürzung der Ressource Zeit. Zeit, die mir dann nicht mehr für die Begleitung der vielen ehrenamtlichen Engagierten rund um die Arche zur Verfügung steht. Oder Zeit, die mir fehlt, um Projekte und Ferienangebote mit Kindern und Jugendlichen zu planen, durchzuführen und abzurechnen, die Kleiderkammer gemeinsam mit den Helfern zu organisieren oder alltäglich als Ansprechpartnerin in der Arche zur Verfügung zu stehen“, sagt Pötzsch.

2000 Euro weniger im Jahr – das klinge für den ein oder anderen vielleicht nicht nach viel Geld. Doch angesichts der Preissteigerungen in der letzten Zeit gäbe es kaum mehr Möglichkeiten, an anderer Stelle weiter einzusparen.

Im Soziokulturellen Zentrum in Delitzsch haben sich die Aussichten ähnlich verdüstert: „Es wird bei allen Angeboten Reduzierungen geben“, schreibt Vorstandsvorsitzender Sven Kasubek. Man habe keine andere Wahl, als an Personalkosten zu sparen und manche Angebote komplett zu streichen. Insgesamt rechnet er auch mit einer Reduzierung der Öffnungszeiten ab 2024. „Hier wird definitiv das falsche Signal gesendet“, so Kasubek. „Denn man nimmt Kürzungen vor, erwartet aber, dass das Personal gut bezahlt wird – am liebsten nach TVöD-Einstufung. Damit bin ich als MGH irgendwann auch nicht mehr in der Lage, Projekte in einem guten qualitativen Maßstab umzusetzen.“