Nazis bleiben Nazis

LVZ, Kommentar von Imre Grimm

Das Wort klingt zunächst harmlos: Remigration. Der nüchterne Begriff bezeichnet in der Sozial- und Exilforschung die Rückkehr von Migranten in ihr Herkunftsland. So weit, so normal. Erst in neuem Kontext entwickelt das Unwort des Jahres seine gefährliche Sprengkraft: In rechten und rechtsextremen Kreisen steht Remigration für nackten Rassismus und millionenfache Zwangsvertreibung. Es ist die Tarnversion des alten „Ausländer raus!“.

Sprache formt die Wirklichkeit. Die erstarkenden rechten Kräfte im Land wissen das genau. Deshalb verkleiden sie ihren Hass seit Längerem in verschleiernde, neutral klingende Schlagworte – ein gefährlicher Mechanismus. Und genau deshalb ist Remigration eine gute Wahl als Unwort des Jahres. Vor wenigen Tagen erst haben die Meldungen von einem zynischen „Masterplan zur Remigration“ durch Rechtsradikale, AfD-Politiker und Mitglieder der CDU-Werteunion den Verbrämungsbegriff ins mediale Licht gerückt. Das Treffen in Potsdam, sieben Kilometer Luftlinie vom Ort der Wannseekonferenz 1942 entfernt, muss allen Demokraten im Land ein grelles Warnsignal sein. Der neue Rechtsradikalismus kleidet sich ins Gewand der Gediegenheit. Aber er meint den alten Unflat. Man ruft nicht mehr stumpf „Deutschland den Deutschen!“.

Anders als Donald Trump, der schon mal dröhnt, Migranten würden „das Blut der USA vergiften“, verzichten die rechten Vordenker hierzulande immer mehr auf völkische Blut-und-Boden-Rhetorik. Natürlich in der Hoffnung, dass ihr bösartiges Gedankengut damit in breitere Schichten durchsuppen möge. Nazis bleiben aber Nazis, auch wenn sie Kreide gefressen haben. Bleiben wir wachsam.