Neuer Schulleiter will alte Berufe wiederbeleben

Torgauer Zeitung

Dr. Uwe Schneider ist seit über 100 Tagen Leiter des Berufsschulzentrums Nordsachsen. Er siehtgroßes Potenzial im GlasLAB, das eine „zukunftsweisende Ausbildung“ im Glasbereich ermöglichen soll.

Torgau. Dr. Uwe Schneider ist seit über 100 Tagen der neue Leiter des Berufsschulzentrums (BSZ) Nordsachsen. In den vergangenen Wochen hat er ordentlich gewirbelt, damit die Schulen in Torgau und Oschatz, die offiziell seit zweieinhalb Jahren organisatorisch eine Einheit bilden, nun auch wirklich zusammenwachsen. 

Dies ist Garant dafür, das Berufliche Schulzentrum noch attraktiver zu machen. „Ich bin jetzt seit dem 1. August am BSZ Nordsachsen und wurde hier wunderbar aufgenommen. Überall sind tolle Kollegen, die die Schule mit Leben erfüllen. Die stellvertretende Schulleiterin sowie die Fachleiter haben mir das Leben zu Beginn vereinfacht“, sagt Schneider. In den Schulteilen herrschten jeweils eigene und komplexe Strukturen. „Es sind ja zwei Schulen, die auch noch räumlich sehr weit auseinander liegen“, sagt er.

Uwe Schneiders ursprünglicher Plan sah so aus, jeden Montag und Donnerstag in Torgau und jeden Dienstag und Freitag in Oschatz vor Ort zu sein. Die Anwesenheit am Mittwoch wird wöchentlich gewechselt. Ganz so funktioniert es manchmal nicht – es gibt auch Tage und Situationen, die seine Anwesenheit an beiden Standorten erfordern.

„Ich sehe mehr und mehr gute Dinge, aber auch Aufgaben, die anzugehen sind“, so Uwe Schneider. Und was genau sind die guten Dinge? „In Torgau ist das vom Landrat in Zusammenarbeit mit der TU Freiberg geplante GlasLAB hervorzuheben. Dieses Projekt ist hervorragend und innovativ. Alle Aspekte der Glaserzeugung und -verarbeitung werden hier auf höchstem technologischem Niveau sichtbar, vermittelt und erforscht. Das ist besonders für unsere am Schulzentrum angesiedelten Glasberufe eine absolute Bereicherung“, sagt der Sitzenrodaer. Dort werde eine „beispielgebende und zukunftsweisende Ausbildung“ ermöglicht. „Solche Chancen bietet bundesweit keine andere Schule im Glasbereich.“

Viele zusätzliche Betriebe werden die Möglichkeit nutzen, ihre Auszubildenden in das BSZ Nordsachsen zu schicken, um diesen Wissens- und Technologietransfer für ihr Unternehmen mitzunehmen. „Das GlasLAB ist der Nukleus, in dem sich Glasherstellungs- und -verarbeitungsgewerke wiederfinden und sich um diesen Kern weitere Schlüsseltechnologien und entsprechende Ausbildungsberufe ansiedeln.“

Das GlasLAB ermöglicht vielleicht auch, Ausbildungsberufe, die bereits geschlossen wurden, in der Region wieder neu zu beleben – zum Beispiel im Metall- und Elektrobereich, sagt Uwe Schneider, der vor allem die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt lobt. Das Geld für den Bau ist vorhanden und die Arbeiten sollen in zwei Jahren abgeschlossen sein. Im Schulteil Torgau befindet sich bereits eine hervorragend ausgestattete Metallwerkstatt. Für die Ausbildung im Bereich Elektrotechnik steht eins der besten Elektrolabore Sachsens zur Verfügung. „Diese schreien danach, wieder genutzt zu werden!“ Daher setzt er große Hoffnungen in das GlasLAB.

Der Schulteil Oschatz ist auf den Bereich Wirtschaft spezialisiert. Dazu gehören kaufmännische Berufe wie Kaufmann oder Kauffrau im E-Commerce, im Einzelhandel oder für den Groß- und Außenhandel. Durch den Digitalpakt wurden die Räume vollständig ausgestattet. Damit sind in Oschatz perfekte Bedingungen für die duale Ausbildung im Bereich Wirtschaft/Verwaltung geschaffen.

„Die Ausbildung zum staatlich geprüften Sozialassistenten wird bei uns bereits seit Jahren erfolgreich angeboten und ist eine mögliche Voraussetzung für weitere Qualifikationen im Sozialbereich“, erzählt Schneider. An beiden Standorten sollen Ausbildungsmöglichkeiten in den Sozialberufen erweitert werden. Fachlich hoch qualifizierte Kollegen stehen für diese Berufe bereit. Künftig soll die Erzieherausbildung angeboten werden. „Dafür liegen Absichtserklärungen von Städten und Gemeinden der Region vor, die mit uns gern zusammenarbeiten wollen und unser Vorhaben unterstützen.“

Am BSZ Nordsachsen wird auch im kommenden Schuljahr die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer in Vollzeit weiter angeboten. Da es eine hohe Nachfrage zur Teilzeitausbildung im Bereich Krankenpflegehilfe gibt, wird diese ab dem Schuljahr 2024/25 im Schulteil Torgau ermöglicht.

Uwe Schneider ist gerade dabei, das Verwaltungsnetz beider Schulteile zu vereinheitlichen, welche dann in einem gemeinsamen Datennetz mit einer Datenbank arbeiten. Dadurch wird die Verwaltung einer Schule effizient. Als Informatiker und ehemaliger Fachberater für Elektrotechnik ist er für diese Aufgabe genau der Richtige. Die gemeinsame Homepage des Schulzentrums ist auch ab sofort nutzbar.

Für eine regelmäßige Essensversorgung an beiden Standorten konnten ortsansässige Firmen gefunden werden, die durch Aufstellung von Automaten diese sicherstellen. Zusätzlich konnte für Torgau ein Catering-Unternehmen gewonnen werden, das die Mittagsversorgung übernimmt. Für Oschatz wird dafür noch ein Anbieter gesucht.

„Das alles zu realisieren, ist nicht einfach und man muss ordentlich rudern – manchmal auch gegen den Strom.“ Und das machen Uwe Schneider und sein Team. „Ich habe die Stelle angenommen, um die Entwicklung des Schulstandortes voranzubringen und damit einen kleinen Beitrag für die Region zu leisten“, sagt Uwe Schneider.

Gern können sich Interessenten zu den Tagen der offenen Tür von den Angeboten überzeugen – am 2. März am BSZ in Torgau und am 9. März am BSZ in Oschatz.