„Nordsachsen Mobil“ steuert jetzt den gesamten Busverkehr im Landkreis

Torgauer Zeitung

Torgau/Oschatz. Zum Jahresbeginn sind die Omnibus-Verkehrsgesellschaft Heideland mbH (OVH) und die Leupold GmbH & Co. KG zu einem gemeinsamen Unternehmen verschmolzen. Unter „Nordsachsen Mobil“ übernimmt das neue Unternehmen damit die Verantwortung für den gesamten Busverkehr im Landkreis Nordsachsen.

Die Subunternehmen Auto-Webel GmbH, Geißler-Reisen GbR, Regionalverkehr Bitterfeld-Wolfen GmbH (RVB), Schmidt-Reisen, Reiseverkehr Schulze OHG und Omnibus- und Reiseverkehr Heinz Wittig e. K. erbringen künftig ihre Linienleistungen im Auftrag von „Nordsachsen Mobil“ und nicht mehr im Auftrag des Landkreises. Dafür hat der Landkreis Nordsachsen einen neuen Öffentlichen Dienstleistungsauftrag (ÖdA) mit dem neuen Unternehmen geschlossen. Dieser startete nach Abschluss des Ausschreibungsverfahrens mit Jahresbeginn und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. An der Spitze des neuen Unternehmens steht Holger Klemens, der bereits Geschäftsführer der OVH und von der Firma Leupold war. 

Wie kam es, dass jetzt nur noch ein Unternehmen für den Öffentlichen Nahverkehr verantwortlich zeichnet? „Vor reichlich zwei Jahren hat der Landkreis das ehemals private Familienunternehmen Leupold in Krostitz gekauft und kommunalisiert. Da die OVH ebenfalls ein kommunales Unternehmen des Landkreises ist, wurden nun beide Unternehmen zu einem zusammengeführt“, erklärt Klemens. Damit können Kompetenzen gebündelt und Abstimmungen zielgerichteter getroffen werden. Kunden haben künftig nur noch einen zentralen Ansprechpartner und nicht mehr sechs wie bisher. Der Hauptsitz des nun 127 Mitarbeiter umfassenden Unternehmens wird wie schon bei der OVH Oschatz mit dem kaufmännischen Bereich, dem Schwerpunkt Technik mit der Hauptwerkstatt sowie dem Bereich des Technischen Leiters und dem Bereich Markt und Betrieb sein. Weitere Standorte sind Torgau und Krostitz. Zum Unternehmen gehören auch drei Azubis in der Ausbildung zur Fachkraft für Fahrdienst. 

Der Geschäftsführer freut sich, dass mit der Fusion kein Mitarbeiter verloren ging. Für die einstigen Mitarbeiter des Krostitzer Familienunternehmens verbesserte sich sogar die Situation mit der Umstellung aus der privaten Wirtschaft in die kommunale Welt mit mehr Sicherheit und Standards an Sozialleistungen. 

Am Standort in Krostitz will „Nordsachsen Mobil“ eine Verkehrsleitstelle aufbauen. „Die räumlichen Möglichkeiten bieten sich dafür an. Von dort wollen wir den gesamten Busverkehr überwachen und steuern. Bisher hatten wir das nur in einem kleinen Teil in unserer Hand“, so Holger Klemens. Mit dem Kontakt zu allen Fahrern in Echtzeit will man nicht nur professioneller werden, sondern kann auch schneller auf sich verändernde Bedingungen – wie etwa bei technischen Ausfällen – reagieren. Im Frühjahr soll damit gestartet werden. 

Ganz auf die Zukunft ausgerichtet wird der Bau eines neuen Busbetriebshofes in Krensitz geplant. Dabei wird auch berücksichtigt, dass alternative Antriebsformen künftig mehr und mehr in den Fokus rücken. Immerhin umfasst das Busnetz mit seinen 80 Linien 2079 Kilometer Streckenlänge im gesamten Landkreis. Innerhalb eines Jahres kommen so insgesamt rund acht Millionen Fahrplankilometer zusammen. Dafür steht eine eigene Busflotte von 66 Fahrzeugen sowie weitere 101 Busse bei den Subunternehmen vom Klein- bis zum Gelenkbus bereit. Wurden 2019 noch 1,7 Millionen Fahrgäste befördert, sank deren Zahl im Jahr 2020 Corona-bedingt auf 1,4 Millionen. „Für 2021 liegen die Zahlen noch nicht endgültig vor, aber wir erwarten ähnliches“, erklärt der Geschäftsführer. 

Ein Umstand, der nicht spurlos bleiben wird. Ebenso die gestiegenen Kosten allein für Treibstoff, bei dem die Umweltumlage von acht Cent pro Liter Diesel enorm zu Buche schlägt. Und auch im Zusammenhang mit der steigenden Inflation werde sich eine Diskussion im MDV zu Preisanpassungen sicher nicht vermeiden lassen. „Allerdings wird diese mit Augenmaß ausgeführt. Es gilt, nicht nur die Abwanderung von Fahrgästen zu vermeiden, sondern auch neue zu gewinnen“, so Klemens. Dafür wird das Angebot ständig ausgebaut und verbessert. Derzeit sind 70 Prozent der Orte im Landkreis an das sehr gute Plus- und Taktnetzbussystem angeschlossen. Im Delitzscher Raum werde das gegenwärtig neu bearbeitet. Im August sind hier qualitative Veränderungen zu erwarten. „Im März wird dies voraussichtlich auch Thema im Kreistag sein“, blickt der Geschäftsführer voraus. 

Weiter ausgebaut werden soll auch das Rufbussystem, das im Bereich Oschatz und Torgau schon gut funktioniere. „Hier geht in Verbindung mit kleineren und flexibleren Fahrzeugen zukünftig die Reise hin. Der Zweig wird wachsen, auch im Einklang mit dem Blick auf die Rentabilität, die Wochenenden sowie den Freizeitangeboten“, erklärt der Geschäftsführer. 

Das belegten auch die Zahl der Beförderungen. Waren es hier 2018 noch 213 Fahrgäste, so lag deren Zahl 2020 bei 706. Und er hat dabei den Fokus auch auf die Anschlüsse an die Bahnanbindungen gerichtet. Reserven sieht Klemens hinsichtlich des Anschlusses von Gewerbegebieten. Diese besser als bisher anzubinden und dabei auch die Verknüpfung zum Eisenbahnverkehr zu verbessern, biete eine riesige Chance zur Verzahnung. Bewusst will man dazu Unternehmen im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätsmanagements ansprechen. Praktisch könnte das beispielsweise eine Anpassung des Fahrplanes an Schicht- und Zugabfahrtzeiten bedeuten.