Notfallrettung hat Schwierigkeiten beim Einhalten der Hilfsfrist

Torgauer Zeitung

Am schnellsten ist Nordsachsens Rettungsdienst in Oschatz – gefolgt von Eilenburg, Delitzsch und Torgau. Um die Hilfsfrist zu verbessern, investiert der Landkreis.

Der Rettungsdienst im Landkreis Nordsachsen kämpft weiterhin mit Schwierigkeiten, die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist bei Einsätzen einzuhalten. Im Jahr 2023 lag die Erfüllung dieser Frist bei 76,77 Prozent, wobei es lokale Unterschiede gab.

Am schnellsten ist der Rettungsdienst in Oschatz vor Ort – hier beträgt die Hilfsfrist 83,89 Prozent, gefolgt von Eilenburg (83,62 Prozent) und Delitzsch (83,44 Prozent). In Torgau liegt die Einhaltung der Hilfsfrist bei 82,81 Prozent, geht aus Zahlen des Landratsamtes hervor.

Seit dem Jahr 2018, als die Hilfsfrist noch bei 71,53 Prozent lag, konnte in den darauffolgenden Jahren eine leichte Verbesserung verzeichnet werden. Im Jahr 2022 betrug sie 75,40 Prozent und stieg im vergangenen Jahr um weitere 1,37 Prozentpunkte an.

In Sachsen beträgt die vorgeschriebene Hilfsfrist für den Rettungsdienst zwölf Minuten, einschließlich einer Dispositionszeit von maximal einer Minute und einer Ausrückzeit von maximal einer weiteren Minute. Die Fahrzeit soll nach der Planung maximal zehn Minuten betragen, sodass die Hilfsfrist bei 95 Prozent der Einsätze im Rettungsdienstbereich eingehalten wird. Doch das wird selten erreicht – nicht nur im Landkreis Nordsachsen.

Jens Kabisch, Beigeordneter im Landkreis Nordsachsen und zuständig für den Bereich Rettungswesen, sieht diesen dennoch auf einem guten Weg. Die Tendenz sei stimmig, sagt er, wenngleich es etliche Gründe gibt, weshalb der Rettungsdienst die 95-Prozent-Marke nicht schafft. Einer: Es fehlt mitunter an Rettungswagen.

Weitere Gründe seien hohes Verkehrsaufkommen, schwierige Wetterbedingungen und Baustellen samt Umleitungen. Aber auch ungenaue Ortsangaben, falsche oder unvollständige Adressenangaben führten zu Verzögerungen. Oder gar die Alarmierung eines Rettungswagens, wenn gar kein Notfall vorliegt. Das bindet unnötig das Personal im Rettungsdienst – und kommt offenbar immer häufiger vor.

Deshalb gilt: Die 112 sollte bei lebensbedrohlichen Beschwerden und Verletzungen alarmiert werden. Dazu zählen: Bewusstlosigkeit, Atemnot, starke Blutungen, Vergiftungen, Verbrennungen, Verätzungen, Seh- oder Sprachstörungen, heftige Brust-, Bauch- oder Rückenschmerzen und schwere Unfälle. Bei leichteren Beschwerden oder kleineren Verletzungen können sich Patienten an den Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) wenden.

Laut Kabisch erwiesen sich auch die deutlich gestiegenen Einsatzzahlen als „gegenläufiger Faktor“. Die liegen inzwischen bei knapp 30 000 Einsätzen pro Jahr in Nordsachsen – 2019 lag die Zahl bei etwa 26 000 Fahrten.

„Die Einhaltung der Hilfsfrist ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für unseren Rettungsdienst“, sagt Kabisch. Deshalb überprüfe der Landkreis die Strukturen ständig und ergreife dann entsprechende Maßnahmen, beispielsweise durch weitere Rettungswagen für die Bereiche Delitzsch, Eilenburg, Oschatz und Torgau.

Des Weiteren investiert der Landkreis in den Neubau etlicher Rettungswachen, wie aktuell in Wermsdorf. Die Kosten für den Neubau liegen hier bei circa 1,8 Millionen Euro und werden vom Landkreis über Kredit vorfinanziert. Die neue Rettungswache soll nicht nur bessere Bedingungen für das Personal mit sich bringen, sondern auch für Bürgerinnen und Bürger. Denn durch die Lage am Ortsrand könnten Notarzt und Sanitäter beispielsweise schneller in den Ortsteilen Mügeln und Sornzig sein.

Seit November 2022 ist auch in Schmannewitz die neue Rettungswache in Betrieb. 750 000 Euro hat der Landkreis in den Neubau investiert. Das Geld dafür kam von den Kostenträgern, den gesetzlichen Krankenkassen. Weitere Neubauten von Rettungswachen gab es in den vergangenen Jahren auch in Zwochau, Krostitz, Belgern und Beilrode.