Perspektivwechsel weitet Blick auf soziale Probleme im Landkreis

Dr. Michael Friedrich

Die Einladung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen zur Teilnahme an der jährlichen „Aktion Perspektivwechsel“ habe ich gern angenommen. Gestern wurde mir die Chance geboten, einen Tag lang hautnah die Arbeit der Lebenshilfe Delitzsch e. V. im „Bobby-Brederlow-Haus“ im Delitzscher Ortsteil Döbernitz zu verfolgen und mich selbst aktiv in die Betreuung geistig behinderter Menschen einzubringen.

Die Einladung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen zur Teilnahme an der jährlichen „Aktion Perspektivwechsel“ habe ich gern angenommen. Gestern wurde mir die Chance geboten, einen Tag lang hautnah die Arbeit der Lebenshilfe Delitzsch e. V.  im „Bobby-Brederlow-Haus“ im Delitzscher Ortsteil Döbernitz zu verfolgen und mich selbst aktiv in die Betreuung geistig behinderter Menschen einzubringen. So haben wir gemeinsam Unmengen an gesammelten Altkleidern in einer riesigen Sortieranlage im Industriepark Wolfen in Containern erfasst. Es ist beeindruckend, mit welcher Freude und welchem Engagement Menschen mit Beeinträchtigungen bei dieser wirklich sehr anstrengenden Arbeit am Werk sind, die übrigens nach einem tariflichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlt wird.

In einem sehr offenen Gespräch mit der Geschäftsführerin Frau Seifert wurde mir ein Einblick in das moderne Integrationskonzept der Lebenshilfe e. V. gegeben. Menschen mit Beeinträchtigungen sind keine Exoten, die man isoliert oder gar wegsperrt, sondern ein ganz normaler Teil unserer Gesellschaft, die soweit als möglich fit für den Alltag gemacht werden sollten. Viele haben trotz ihrer Beeinträchtigung bemerkenswerte „Inselbegabungen“, die im Interesse des Selbstwertgefühls herausgelockt und abgerufen werden müssen. Wichtig ist jedenfalls die enge Kooperation zwischen Eltern, Jugendamt und Sozialamt, um im Einzelfall eine angemessene Unterstützungsform finden zu können. Diese kann unter Umständen auch einmal sehr personal- und damit kostenintensiv sein, bis hin zu einer Assistenzkraft pro Behindertem. Durchschnittlich wird von drei Stunden täglicher Betreuungszeit über Assistenzkräfte ausgegangen. Das Sozialamt übernimmt den Löwenanteil dieser Einzelbetreuungskosten für die Integration als Pflichtleistung nach dem SGB XII, beteiligt sind weiterhin die Krankenkassen mit einem erheblichen Kostenblock und nicht zuletzt die Eltern mit etwa 10% Eigenanteil. Auch wenn Nordsachsen unter erheblichen Konsolidierungsdruck steht, sollte unser Landkreis bei der Behindertenbetreuung nicht den Rotstift ansetzen. Vielmehr wäre zu wünschen, dass die guten Erfahrungen der Lebenshilfe e. V. Delitzsch/Döbernitz  mit familienentlastender Arbeit und übrigens auch dem Zukunftsthema Schulassistenz für so genannte „Problemkinder“ mit psychischen Auffälligkeiten auch in den Teilen unseres großen Landkreises Beachtung finden, in denen noch keine vergleichbaren Angebote existieren.

Für mich jedenfalls war der „Perspektivwechsel“ inspirierend. Ich werde im nächsten Jahr bestimmt wieder teilnehmen.

 

Dr. Michael Friedrich

Fraktionsvorsitzender