Sachsen steht vor großem Mangel an Fachkräften - Linke fordern bessere Bezahlung und mehr Tarifbindung.

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Dresden.

Sachsen steht bei der Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs in den kommenden Jahren vor einer Mammutaufgabe. Das ist ein Fazit, das die Linken aus einer Großen Anfrage im Landtag ziehen. Denn die Zahlen und Fakten offenbaren zahlreiche Baustellen auf diesem Gebiet. Nach Ansicht der Linken trifft der Mangel Sachsen besonders. Denn seit 1990 haben fast eine Million Menschen den Freistaat verlassen. 36,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind 50 Jahre und älter - bundesweit ein Spitzenwert. Laut Statistik werden bis 2025 jedes Jahr 20 000 Arbeitskräfte gebraucht, um die Lücke durch Altersabgänge zu schließen.

Der Markt kann Demografie nicht richten

Nico Brünler, Arbeitsmarkt-Experte der Linken im Parlament, hielt der Regierung Versäumnisse vor. Eine Enquete-Kommission habe schon vor 15 Jahren darauf hingewiesen, dass der Fach- und Arbeitskräftenachwuchs nicht ausreiche. Doch sei seither nicht viel passiert. Die CDU gehe immer davon aus, dass der Markt alles richten werde. Doch der Markt richte eben keine Demografie. „Wir wären heute viel weiter, wenn die CDU-geführten Regierungen seitdem gehandelt hätten. Das Arbeitspotenzial der Menschen, die bereits hier leben, und das derjenigen, die sich noch hier ansiedeln, muss besser ausgeschöpft werden – und zwar durch Anreize und Unterstützung.“

„Das Problem wird nicht behoben, indem man Menschen noch länger arbeiten lässt, wie es die CDU will. Wer Arbeitskräfte will, muss diese gerecht bezahlen und gute Bedingungen bieten“, sagte Brünler. Der Staat sollte vorangehen, indem er öffentliche Aufträge nur an Unternehmen vergibt, die ihre Beschäftigten ordentlich bezahlen. Brünler bemängelte die vergleichsweise niedrige Tarifbindung in Sachsen. Auch mehr als die Hälfte der Betriebe im Eigentum des Landes hätten keine Tarifbindung. Als weiteres Problem nannte der Linken-Politiker die hohe Zahl an abgebrochenen Berufsausbildungen. Im vergangenen Jahr sei dabei die Marke von 6000 überschritten worden.

Potenzial bei Leuten mit ausländischen Wurzeln

Einen Lösungsansatz sehen die Linken darin, das Potenzial von Menschen mit ausländischen Wurzeln besser zu nutzen. Flüchtlinge sollten schneller und besser ihre Berufskenntnisse durch praktische Arbeit statt in Papierform nachweisen können. „Dazu sollte ein Pilotprogramm mit dem Handwerk starten, Qualifikationschecks sollten möglichst direkt in den Geflüchtetenunterkünften beginnen. Die Ausländerbehörden müssten auf eine möglichst wohlwollende Entscheidungspraxis bei Anträgen auf Beschäftigungserlaubnis verpflichtet werden“, hieß es. Im öffentlichen Dienst seien Menschen nichtdeutscher Herkunft kaum zu finden.

Brünler bescheinigte der Regierung, sehr ausführlich auf die 471 Fragen seiner Fraktion geantwortet zu haben. In der kommenden Woche soll die Große Anfrage im Plenum des Landtages behandelt werden.

Eine Zusammenfassung finden Sie unter folgendem Link:

https://www.linksfraktionsachsen.de/fileadmin/lfsachsen/Dokumente/Pressemappe_GA_Fachkraefte.pdf