Schkeuditzer Wehrchef fordert frühere Rente für Kameraden

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Die freiwilligen Einsatzkräfte im Norden von Leipzig kommen an ihr Limit. Die Wehrleitungen fordern deutlich mehr Entlastungen.

Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren in Schkeuditz und Delitzsch sind am Limit – rechnerisch mindestens ein Einsatz pro Tag, Personalschwund, fehlende Ausbildung und Nachwuchssorgen. Die Wehrleitungen schlagen nicht zum ersten Mal Alarm, weil sie die Sicherheit in den Städten gefährdet sehen und fordern den Landesverband Sachsen zum Handeln auf: Er soll sich auf Bundes- und Landesebene für finanzielle Vorteile und einen früheren Renteneintritt einsetzten.

 

„Es wurden bereits Einsätze ohne Führungskraft gefahren“, macht beispielsweise der Schkeuditzer Stadtwehrleiter Uwe Müller auf den Personalnotstand aufmerksam. Durch die hohen Einsatzzahlen werde das Ehrenamt für viele immer unattraktiver. Auch wichtige Funktionen wie Atemschutzgeräteträger seien unzureichend besetzt. Sprich: Es fehlt an Kameraden und Kameradinnen, die dafür ausgebildet sind bei Bränden ins Feuer zu gehen und dort zu löschen und zu retten. Auch in Delitzsch gehen deshalb die Einsatzkräfte bereits über ihre Belastungsgrenze hinaus, so Ortswehrleiter Andreas Pradel.

 

Neben Job und Familienleben sind die freiwilligen Einsatzkräfte einer körperlichen und psychischen Doppelbelastung ausgesetzt. Ein Vorschlag der Wehrleitungen ist aus diesem Grund die Rentenpunkte für aktive Feuerwehrleute zu erhöhen. Auch der Landesfeuerwehrverband spricht sich hierfür aus. Laut Vizepräsident Gunnar Ullmann wäre das „ein vertretbarer Weg, der auf Bundesebene machbar wäre.“ So könnte jede Kommune am Ende des Jahres eine Meldung über ihre aktiven Kameraden abgeben, die dann in das Punktesystem für die Rente einfließt – wodurch sich ein finanzieller Vorteil für die Kameraden und Kameradinnen im Alter ergeben würde.

Auch einen frühzeitigen Wechsel vom regulären Arbeitsleben in die Rente hält der Verband für denkbar. Letztlich, so die Einschätzung, sei dies jedoch nur schwer gerecht Form umzusetzen. Für die Einsatzkräfte wäre das aber ein entscheidender Anreiz, im aktiven Dienst zu bleiben, sagt Müller. „Durch die Verleihungen von Ehrenkreuzen und Orden“ können die zunehmenden Belastungen schon lange nicht mehr gut gemacht werden. „Der Großteil, unserer ’Ameisenarmee’ bleibt unberührt.“

Der Schkeuditzer Stadtwehrleiter plädiert deshalb auch für steuerliche Entlastungen. Laut Landesverband müssten diese aber tatsächlich ohne großen bürokratischen Aufwand verbunden sein. Bereits jetzt seien die Freiwilligen mit zu viel Bürokratie konfrontiert, wenn sie eine Aufwandsentschädigung erhalten. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in allen Ebenen müssen darauf abzielen, dass ein Ehrenamt für jeden unproblematisch möglich ist“, so Verbandschef Ullmann.

Aktuell seien zwar die Zahl der aktiven Einsatzkräfte landesweit stabil, die sächsischen Feuerwehren einsatzbereit, dennoch sieht man auch im Landesverband den negativen Trend. In allen Bereichen würde die Bereitschaft für ein Ehrenamt sinken, „je mehr Unzufriedenheit und Frust in der Gesellschaft herrschen“, schätzt der Verbandschef die Situation ein.

Derweilen drängen die Wehren auf zeitnahes Handeln: „Über die Notwendigkeit unseres Ehrenamtes müssen wir nicht reden“, sagt Wehrleiter Müller. Sollten nicht bald einheitliche Vergünstigungen für die aktiven Einsatzkräfte beschlossen und umgesetzt werden, sieht er die Sicherheit in den Gemeinden zunehmend gefährdet.