Von Straßenausbau bis ÖPNV: Maßnahmepaket soll für Jobwunder im Nordraum sorgen

LVZ, Delitzsch-Eilenburg

Leipzig/Nordsachsen.

DHL, Amazon, Porsche, BMW und Co.– die Liste der Unternehmen, die sich rund um den Airport Leipzig/Halle angesiedelt haben, ist lang. Geht es nach dem Landkreis Nordsachsen, der Messestadt und den Kommunen nördlich von Leipzig sowie dem sächsischen Wirtschaftsministerium ist sie noch nicht lang genug. Weitere Unternehmen sollen sich im Nordraum zwischen Delitzsch, Schkeuditz und Leipzig ansiedeln - die Zahl der Arbeitsplätze soll auf 70 000 anwachsen.

Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, will man in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gut ein Dutzend Infrastrukturprojekte umsetzen – festgeschrieben in einer gemeinsamen Absichtserklärung (“Letter of Intent“). Von ÖPNV-Ausbau bis hin zu millionenschweren Straßenbauprojekten will man so die Wirtschaft im Nordraum kräftig ankurbeln. Die LVZ hat den Überblick, was bisher geplant ist:

Neue und schnellere Buslinien für Pendler im Leipziger Norden

Mit der Umsetzung einer Maßnahme haben die beteiligten Verkehrsunternehmen Nordsachsen Mobil (Nomo) und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) bereits im vergangenen Jahr begonnen: Das Busangebot im Norden der Messestadt zu verbessern. Folgen sollen weitere Direktverbindungen sowie Buslinien, deren Taktungen an Schichtwechselzeiten und S-Bahn-Fahrpläne angepasst sind. Als Beispiele hierfür sind neue Liniennetze im Güterverkehrszentrum (GVZ) sowie im Industriepark Nordaufgezählt. Aber auch eine mögliche Schnellbuslinie zwischen Schkeuditz und Delitzsch sowie der Ausbau des Rufbus-Systems Flexa sind im Gespräch.

Bis 2025 will man zudem den Busverkehr durch neue Technik beschleunigen. PlusBus-Linien sollen so aufgerüstet werden, dass sie – ähnlich wie die Leipziger Straßenbahnen – mit Ampelanlagen kommunizieren können. Steht ein Bus an einer roten Ampel, wird diese folglich schneller auf Grün umschalten – zu den Berufsverkehrszeiten auch ein Vorteil für Autofahrer.

Straßenausbau und Radschnellweg in Schkeuditz

Durch den Flughafen spielt Schkeuditz eine besondere Rolle in der Entwicklung des Nordraums. Um Pendlerströme besser lenken zu können und die Anbindung an Gewerbeflächen zu verbessern, plant die Stadt seit Langem den Ausbau des Stämmerwegsals neue Verbindung zum südlich gelegenen GVZ sowie den Ausbau der Altscherbitzer Straße zur Staatsstraße mit Anbindung an die Bundesstraße 6. Beide Maßnahmen sollen in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden. Die Gesamtkosten werden auf rund 14 Millionen Euro geschätzt.

Mit dem Ausbau der Altscherbitzer Straße verfolgt man aber noch ein anderes Ziel: Die Anbindung des Radverkehrs an den geplanten Radschnellweg. Denn auch der erste Abschnitt der sogenannten Fahrradautobahn taucht im „Letter of Intent“ auf – 2028 soll der Bau des ersten Teilabschnittes zwischen Schkeuditz und Leipzig Wahren beginnen.

Top-Areale für Investoren attraktiver machen

Weniger Verkehr soll zukünftig auch durch Hohenossig fließen. Denn um den Krostitzer Ortsteil ist eine Umgehungsstraße in Planung. Ziel ist es, neben der Entlastung der Ortslage, den Gewerbestandort zu erweitern und für Firmen durch die direkte Anbindung an die Bundesstraße attraktiver zu machen. Ab 2030 soll der dafür nötige Ausbau der Bundesstraße 2 zwischen Leipzig und Krostitz beginnen.

Ein Großprojekt im Straßenausbau liegt auch vor der Stadt Leipzig. Für rund 18 Millionen Euro soll die Radefelder Allee von zwei auf vier Spuren erweitert werden. Die Kosten sollen sich aber bezahlt machen: Das angrenzende Gewerbegebiet (rund 100 Hektar) gilt als Top-Areal für Investoren und als Filetstück unter den Industrieflächen in Deutschland. Um den Wert der Fläche weiter zu steigern, wird der Knoten zur Bundesstraße 6, zur Poststraße und zum Porschewerk benötigt. Die Anbindung an die B 6 könne bis Ende 2027 geschafft sein.

„Mobilitätshub“ Messe und „Mobilität der Zukunft“ Wahren

Die S-Bahn-Linien S5 und S5X zählen zu den wichtigsten Pendlerverbindungen im Wirtschaftsraum. Im Schnitt nutzen täglich 13 000 Fahrgäste die beiden Linien, die auch die Station Leipzig-Messe anfahren. Der Halt soll bis 2030 für rund 10 Millionen Euro zu einem „Mobilitätshub“ ausgebaut werden. Das heißt, dass Fahrgäste dort bequem auf andere Verkehrsmittel umsteigen können. Derzeit ist ein Fahrradparkhaus, kombiniert mit Sharing-Diensten wie Leihfahrrädern und Scootern im Gespräch. Im Zusammenhang damit ist aber der Ausbau der Bushaltestelle sowie der Bau von kürzeren Zugängen zur Alten Dübener Landstraße denkbar, heißt es. Was am Ende umgesetzt werden kann, wird sich erst 2027 mit der abgeschlossenen Planung zeigen.

Eine weitere wichtige Pendlerlinie ist die S3. Am Haltepunkt Wahren planen Stadt und LVB deshalb die „Mobilität der Zukunft“. Dahinter steckt ein Mammutprojekt, dessen Kosten derzeit auf 50 bis 100 Millionen Euro geschätzt werden. Ziel ist, den S-Bahnhalt zu einem zentralen Verknüpfungspunkt im Norden auszubauen, inklusive Anbindung an die S-Bahn und neuen Busknotenpunkt. Dafür muss ein neuer Straßenbahnbetriebshof sowie Infrastruktur für Busverkehr gebaut werden. Eine Machbarkeitsstudie prüft derzeit, wie im Zuge dessen die Gustav-Esche-Straße und die Bundesstraße 6 verbunden werden können. Konkrete Pläne sollen dann 2030 vorliegen.

Neue Gleisanschlüsse in Delitzsch und Wiedemar

In dem Maßnahmenpaket tauchen auch neue Gleisanschlüsse für das Großforschungszentrum CTC in Delitzsch und das Industrievorsorgegebiet (IVG) im benachbarten Wiedemar auf. Konkret wird die Planung hier aber noch nicht. Ob ein Gleisanschluss in Wiedemar überhaupt sinnvoll ist, entscheidet sich am 1. September – parallel zur Landtagswahl, stimmt die Bürgerschaft über die Zukunft des geplanten Gewerbestandortes ab. Gegen die Pläne, auf 400 Hektar Ackerboden ein Industrievorsorgegebiet entstehen zu lassen, regte sich bisher Widerstand.

Bisher eher als Ideen zu betrachten sind zudem weitere Haltepunkte und der Ausbau der bestehenden S-Bahn-Strecken. „Gerade bei Projekten auf der Schiene haben wir einen Planungshorizont von mehreren Jahrzehnten“, erklärt der Schkeuditzer Oberbürgermeister Rayk Bergner (CDU). Im „Letter of Intent“ habe man sich dennoch dazu entschieden, ein zusätzliches Bahngleis am S-Bahnhof Schkeuditz West sowie zusätzliche Haltepunkte in Schkeuditz Ost und nördlich des GVZ als zukünftige Maßnahmen festzuschreiben, um Machbarkeitsstudien und Planungen den Weg zu ebenen.