„Wie sind die Reaktionen auf die Proteste, Herr Bischoff?“ - Kurzinterview mit dem Chef des Regionalbauernverbandes

Eilenburg.

Ein kurzer Stopp am Montagvormittag auf dem Gelände der Firma Land- und Gartentechnik Friedrich auf dem Schanzberg in Eilenburg. Seit 5 Uhr sind die Frauen und Männer, die sich hier kurz versammelt haben, mit ihren Traktoren rund um Eilenburg und Bad Düben unterwegs, ebenso wie ihre Kollegen im Delitzsch-Krostitzer Raum. Lang ist die Pause nicht, Tilo Bischoff drückt aufs Tempo.

Zurück auf die Straße, Präsenz zeigen, das öffentliche Leben in der Region nicht blockieren, aber entschleunigen. Darum geht es an diesem Montag den ganzen Tag über. Bischoff, Chef der Agrargenossenschaft Hohenprießnitz und Vorsitzender des Delitzscher Regionalbauernverbandes, koordinierte die Protestaktion der Landwirte in der Region Eilenburg/Laußig/Bad Düben. Der LVZ hat er ein paar Fragen beantwortet.

Seit wann sind Sie unterwegs?

Tilo Bischoff: Seit 4.30 Uhr, um pünktlich da zu sein, wenn die ersten Traktoren an den Sammelpunkten eintreffen. Das war dann so gegen 5 Uhr, 5.30 Uhr. Pünktlich 6 Uhr konnten wir starten. Es gab Treffpunkte hier auf dem Schanzberg, in Laußig, in Bad Düben an der Total-Tankstelle. Ingesamt sind vier Konvois unterwegs.

Wie viele sind dabei?

In Eilenburg sind wir mit 62 Fahrzeugen gestartet. In Bad Düben waren es 50, in Laußig die ersten mit 80, die zweiten mit 76. Es waren nicht nur Landwirte. Auch andere Fahrzeuge, unter anderem von Handwerks- und Speditionsbetrieben, haben sich mit eingereiht. Bisher läuft hier alles gelassen ab. Wir haben gesagt, dass wir alles friedlich machen wollen. Alles andere ist auch nicht zielführend, und hier wird auch nichts eskalieren.

Warum beteiligen sich die Landwirte der Region an den Protestaktionen?

Die permanenten Auflagen, die wir bekommen haben, die Streichungen der uns bisher gewährten Ausgleichszahlungen – das haben wir alles hingenommen. Um den Haushalt zu konsolidieren, sind dann die Forderungen nach Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft und die Streichung des Steuerprivilegs für Agrardiesel gekommen (Anm. d. Red. inzwischen hat die Regierung angekündigt, die geplanten Kürzungen teilweise zurückzunehmen). Dazu die seit Jahren überbordende Bürokratie. Das alles hat sich aufgestaut und das Fass zum Überlaufen gebracht.

Es gibt auch Kritiker, die sagen, den Landwirten geht es doch gut ...

Die Zahlen muss man sich differenziert anschauen. Im Vergleich zu unseren europäischen Berufskollegen stehen wir wirklich beschissen da. Wir haben da große Nachteile, eine Wettbewerbsgleichheit gibt es da nicht. Im langjährigen Vergleich ist die Ertragsfähigkeit der Landwirtschaft immer schlechter geworden. Wir kämpfen nicht für eine 35-Stunden-Woche, sondern nur darum, dass wir überhaupt arbeiten können. 

Wie sind die Reaktionen von Autofahrern und Passanten?

Bisher überall – Daumen hoch. 

Für den Abend ist noch ein Kundgebung in Eilenburg angekündigt ...

Dazu haben wir nicht aufgerufen, und ich werde da auch nicht hinfahren.