Wie verlässlich ist Politik? Was sind uns unsere Kinder wert?

Herbert Stascheit

Mit einer Informationsveranstaltung im Schkeuditzer Gymnasium sollte am Mittwochabend der Druck aus der Diskussion um die Zukunft der 11. Klassen genommen werden. Das Ergebnis ist unbefriedigend. Wer Ursachen von Politikverdrossenheit sucht, hier konnte er sie finden. Aufgebrachte Schüler mit selbst gemalten Transparenten und unzufriedene Eltern auf der einen Seite, Vertreter der Bildungsagentur und des Landreises, die den Eindruck hinterließen, nur Verwaltungsvorschriften und Finanzbudgets zu kennen, auf der anderen Seite.









Mit einer Informationsveranstaltung im Schkeuditzer Gymnasium sollte am Mittwochabend der Druck aus der Diskussion um die Zukunft der 11. Klassen genommen werden. Das Ergebnis ist unbefriedigend. Wer Ursachen von Politikverdrossenheit sucht, hier konnte er sie finden. Aufgebrachte Schüler mit selbst gemalten Transparenten und unzufriedene Eltern auf der einen Seite, Vertreter der Bildungsagentur und des Landreises, die den Eindruck hinterließen, nur Verwaltungsvorschriften und Finanzbudgets zu kennen, auf der anderen Seite.

Was war geschehen?

Seit 2002 gibt es das Gymnasium in Schkeuditz und das Gymnasium in Markranstädt nur noch, weil beide Städte sich in einer Zweckvereinbarung mit dem damaligen Landkreis Delitzsch geeinigt hatten, dass unter der Schulträgerschaft des Landkreises ein gemeinsames Gymnasium betrieben wird, dessen Hauptsitz Schkeuditz und dessen Haus II Markranstädt ist. Dies funktionierte bisher den Umständen entsprechend gut. Bis zur 9. Klasse wurden die Schüler entsprechend ihres Wohnsitzes in dem jeweiligen Standort unterrichtet. Auch das in den Klassen 11 und 12 betriebene Kurssystem wurde anteilig je nach Kursstärke bestritten und funktionierte gut. Im November 2010 hatten die Schüler der diesjährigen 10. Klasse des Gymnasiums in Schkeuditz ihre Kurse für die 11. Klasse gewählt. Dabei und auch in dem vorangegangenen Informationselternabend für das Kurssystem der 11. und 12. Klasse wurde versichert, dass die Schüler im Wesentlichen in Schkeuditz unterrichtet werden. Dementsprechend machte der Schuldirektor seinen Plan für die Kurse, wohl wissend, dass es auf Grund der geringen Schülerzahl in diesem Jahrgang an den beiden Häusern des Gymnasiums bei der Schülerzahl je Kurs eng wird. Diese Planung wurde von der Sächsischen Bildungsagentur abgelehnt, weil der Personalaufwand zu hoch ist. Der Schuldirektor legte auf Weisung seiner Dienstherren einen neuen Plan vor, der die finanziellen Zwänge berücksichtigt, aber das Wohl der Schüler zwangsläufig außen vor lässt. Alle Kurse finden nun ausschließlich in Markranstädt statt, alle Schkeuditzer Schüler, etwas mehr als die Hälfte des Jahrganges, müssen täglich nach Markranstädt fahren.

Das eigentlich Verwerfliche ist, dass die, die es betrifft, erst jetzt darüber informiert wurden und der Termin der Bekanntgabe dieser Entscheidung sogar noch verzögert wurde, bis die Anmeldung der neuen Schüler abgeschlossen war. Darüber hinaus wurden die Schüler auch noch bei der Besichtigung des Gymnasiumsneubaus in Schkeuditz in dem Glauben gelassen, dass sie ab neuem Schuljahr in dieser Schule lernen werden. Die Stadt Schkeuditz und ihr Oberbürgermeister wurden erst durch die Schüler über diese Entscheidung unterrichtet. Selbst auf der Informationsveranstaltung gelang es erst nach langen Diskussionen teilweise zu ergründen, warum der bisherige Weg nicht gangbar ist. Der Freistaat will Kosten für Lehrer sparen, dafür müssen nun Schüler früh zwei Stunden und abends zwei Stunden Bus fahren. Geradezu spitzfindig die Aussage von Herrn Dr. Beuchling, Leiter des für die Schule zuständigen Kommunalen Eigenbetriebes, dass die Busstrecke von Schule zu Schule kein Schulweg, sondern innerbetrieblich ist. Für die Schüler ist dies egal.

Unter dem Aspekt, dass der Landkreis Nordsachsen die kostenlose Schülerbeförderung für Kinder, deren Eltern Harz IV-Leistungen beziehen, wegfallen lassen will, ist die vollmundige Versicherung, dass täglich 50 Gymnasiasten hin und her gefahren werden, weil der Freistaat weniger Lehrer bezahlen will, blanker Hohn. Dafür, dass der Freistaat bei Lehrern Geld spart, muss der Landkreis bei der Schülerbeförderung zuzahlen, obwohl der Haushalt jetzt schon nicht gedeckelt ist. Diese Zusammenhänge wurden den Eltern am Abend natürlich nicht unterbreitet. Noch verheerender ist die Wirkung für die große Kreisstadt Schkeuditz und die Region insgesamt. Durch diese unpopulären Sparmaßnahme droht die Schülerzahl in Schkeuditz zurückzugehen. Eltern werden ihre Kinder wie bereits in den letzten Jahren, aber diesmal vermehrt nach Delitzsch und Leipzig ummelden, wenn das zu diesem späten Termin überhaupt noch möglich ist, um die zum Teil unerträglichen Zusatzbelastungen zu kompensieren. Mehrere Eltern machten das bereits am Abend deutlich. Eltern anderer Jahrgänge werden folgen mit der Ergebnis, das die Schülerzahlen für ein Gymnasium in Schkeuditz nicht mehr erreicht werden und dem Gymnasium im Neubau die Mitwirkung des Freistaates entzogen wird.