Zahl der Geflüchteten in Nordsachsen steigt

Torgauer Zeitung

Amt für Migration und Ausländerrecht geht von 1500 Menschen in diesem Jahr aus / Kapazitäten für Unterbringung fast ausgelastet

Nordsachsen. Bis Anfang August sind im Landkreis Nordsachsen so viele Geflüchtete angekommen wie im gesamten letzten Jahr. Das Amt für Migration und Ausländerrecht geht davon aus, dass die Zahl bis zum Jahresende auf 1500 Geflüchtete anwächst. Dabei sind die aktuell verfügbaren Kapazitäten in den Unterkünften beinahe ausgelastet, auch weil Fehlbelegungen derzeit ein großes Problem sind.

Nach aktuellem Stand vom 10. August gibt es in Nordsachsen rund 13 000 Ausländer. Der Großteil davon sind EU-Bürger und sogenannte Drittstaatsangehörige, die nicht aus Ländern der EU migriert sind, aber nicht als Asylbewerber (641) oder Geduldete (759) zählen. Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine erfasst das Amt zudem die ukrainischen Vertriebenen separat – davon sind 2138 im Landkreis registriert. Im gesamten Freistaat sind es rund 57 000.

Dass in diesem Jahr mit deutlich mehr Menschen zu rechnen ist, die aufgenommen und untergebracht werden müssen, steht bereits fest: Bis August nahm der Landkreis 457 Geflüchtete auf – 2022 waren es insgesamt 467. Laut Amtsleiter Christian Nieling geht man erfahrungsgemäß davon aus, dass der Zustrom in der letzten Jahreshälfte noch einmal deutlich zunehmen werde – „Die Zahl wird 1000 überschreiten.“ Bereits Anfang des Jahres hatte man sich darauf eingestellt. Damals sprach Landrat Kai Emanuel von 1500 Geflüchteten.

Doch dafür reichen die noch freien Plätze in den Unterkünften nicht aus: Für Ukrainer verfügt der Landkreis derzeit noch über 51 Plätze in Wohnungen oder zentralen Unterkünften und für Asylsuchende weitere 136. „Ein großes Problem ist die derzeit hohe Anzahl an sogenannten Fehlbelegern“, erklärt Nieling. Der Grund dafür liegt im Wechsel des Leistungssystems: Nach der Erteilung eines positiven Asylbescheids oder nach dem Rechtskreiswechsel bei geflüchteten Ukrainern, wenn diese Sozialleistungen nicht mehr vom Sozialamt, sondern vom zuständigen Jobcenter erhalten.

Die Suche nach geeignetem Wohnraum läuft parallel schleppend: Aufgrund der aktuellen Lage auf dem Wohnungsmarkt müssen die Menschen länger in den Unterkünften bleiben. Dadurch fehlen in Nordsachsen über 1000 von insgesamt 2817 Plätzen in den Unterkünften für neuankommende Geflüchtete.

Um die Zahl der Fehlbelegungen zu reduzieren, plant das Amt unter anderem im September Gespräche mit dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften sowie dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen, um den Betroffenen geeigneten Wohnraum anbieten zu können.